So eine Pressemitteilung der NRW-Stiftung vom 06.07.2010:
NEUERUNGEN AM BALKHAUSER KOTTEN
Solingen, 06.07.2010. Der Verein Kuratorium Balkhauser Kottenkann sich freuen: Der Balkhauser Schleifkotten in Solingen erhält ein neues Mühlrad Wasserrad und das Schleifermuseum wird modernisiert. Möglich wird dies auch durch eine Förderung der Nordrhein-Westfalen-Stiftung, die 40.000 Euro zur Verfügung stellt. Das beschloss jetzt der Vorstand der NRW-Stiftung unter dem Vorsitz des früheren Bundeslandwirtschaftsministers Jochen Borchert in Düsseldorf, eine entsprechnende Zusage erhält der Verein in den nächsten Tagen per Post.
In einer Mitteilung der NRW-Stiftung heißt es, den Stiftungsvorstand habe das ehrenamtliche Engagement des Vereins, der mit viel Sachversand den Balkhauser Kotten zu einem lebendigen Kulturort entwickelt hat, überzeugt. Der Balkhauser und der Wipper Kotten sind die beiden einzigen baulichen Zeugen der ehemals rund 100 Solinger Schleifkotten. Das Wasserrad und die sechs Meter lange Holzwelle des Balkhauser Kottens müssen ausgetauscht werden, damit auch weiterhin die Energiegewinnung aus Wasserkraft demonstriert werden kann. Eine Bodenplatte aus Glas soll zusätzlich einen besseren Blick auf die drehende Welle ermöglichen. Weitere Verbesserungen an der Ausstellung und den Schleifer-Arbeitsplätzen sind geplant. Außerdem soll der Kotten als außerschulischer Lernort etabliert und um das Thema "alternative Energie" ergänzt werden.
Gestern schreibt das Solinger Tageblatt dazu:
40.000 Euro hat das Kuratorium Balkhauser Kotten aus der NRW-Stiftung erhalten, die in das Industriedenkmal gesteckt werden soll. Bald wird es auch ein neues Stahl-Glas-Geländer geben, das die Firma Lorsbach aus Solingen herstellt. "Es ist das erste Element", berichtet Nicole Molinari, "das nach unserem neuen Konzept den Museumsbereich des Kottens verändern wird." Glaselemente werden eingebaut, damit die Besucher einen besseren Blick auf die Ausstellung haben.
Das Geländer, das den Graben um die neue Eichenwelle sichert und im gesamten Ausstellungsbereich weitergeführt wird, kostet rund 9.400 Euro. Auch eine Glasbrücke sowie Schaukästen und Vitrinen sollen bis Mitte Mai fertig sein.
Und so sieht es nach gut 4 Monaten Betrieb aus:
Vermutlich hat sich eine Bohle aus dem Gerinne unterhalb des Wasserrades gelöst und den Schaufeln des Wasserrades mächtig zugesetzt. Morgen kommt der Wasserradzimmermann und tauscht die defekten Teile aus. Wenn ich der Presse glauben schenken darf, so soll das Gerinne ausbetoniert werden.
Beim Solinger Tageblatt heißt es am vergangenen Samstag:
Das im vergangenen Dezember neu eingebaute Wasserrad am Balkhauser Kotten steht in diesen Tagen still. Grund ist ein „Unfall“, wie Nicole Molinari, Vorsitzende des Kuratoriums Balkhauser Kotten, auf ST-Nachfrage erklärt. „Eine Holzbohle hat sich gelöst und hat drei Schaufeln beschädigt.“ Die Holzbohle ist Teil des Bettes und liegt im Graben, in dem sich das Rad dreht. Jetzt stehe das Rad, das nicht beschädigt worden sei, still. „Am Montag oder Dienstag kommt der Mühlenbauer und repariert die Schaufeln.“ Kosten: etwa 500 Euro.
Die Idee des Kuratoriums ist es nun, als Bett nicht mehr Holzbohlen zu verwenden, sondern Beton. „Dann kann so etwas nicht mehr passieren.“
So hieß es gestern am Balkhauser Kotten. Seitdem dreht sich das neue Wasserrad wieder mit der Kraft des Wupperwassers. Am anderen Ende der Welle aus "Verbundmaterial" (Eiche mit Stahlkern) sitzt das alte Kammrad.
Das deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm sagt 1854 dazu:
Kammrad, n. mhd. kamprat, mnl. camrat hor. belg. 10, 243, nnl. kamrad, rad mit einem kamme (sp. 103), zapfen, zähnen mit denen es bewegend in ein anderes rad eingreift; bei Frisch nur dann wenn 'die zähne neben heraus stehen am umfang des rades', er meint senkrecht auf die peripherie (kronrad), bei Adelung aber auch wenn die zähne in der verlängerung der radien stehn (stirnrad): kamprad pectaculum, cariobulla. voc.
oder meiner Griesgrämigkeit:
Wenn Neptun, Poseidon und der Mühlenradbauer Klaus Adriaans am kommenden Dienstag mitspielen, dann soll es sich wieder mit Hilfe der Kraft des Wupperwassers drehen.
Und hier sieht man, warum die Wupper von Zeit zu Zeit das Bett verlässt. Weil Hunde bzw. ihre Dosenöffner nicht lesen können, wischt sie feucht durch.
Über Nacht legte der Pegel gut einen halber Meter zu (240cm am Pegel Glüder) , hier ein paar Impressionen:
Ein paar Kilometer flussabwärts …
Dann unterbrach ein Großaufgebot der Solinger Feuerwehr den friedlichen Sonntagsspaziergang, sperrte die Wupperbrücke in der Wipperaue sowie einige umliegenden Wege.
Ich zitiere hier aus der Pressemappe der Wuppertal Polizeidirektion:
Solingen (ots) - Feuerwehrleute, die im Bereich Solingen-Unterburg im Einsatz waren, bemerkten heute Mittag, 09.01.2010, gegen 13.00 Uhr, einen Kanufahrer, der offensichtlich gekentert war und mit seinem Boot flussabwärts in Richtung Leichlingen trieb. Im Rahmen umfangreicher Suchmaßnahmen konnten mit Hilfe eines Polizeihubschraubers, der die Wupper mehrfach abflog, gegen 13.40 Uhr, zwei Personen mit ihren Kanus zu Fuß im Bereich des Klärwerks am Hasencleverstraße angetroffen werden. Einer der beiden Männer, ein 41-jähriger Leverkusener auf den die Beschreibung zutraf, gab an, dass er kentert sei und sich unverletzt ans Ufer habe retten können. Eine Gruppe anderer Kanuten habe ihm dabei geholfen.
Diese Truppe vermisste keinen Kollegen. Sie warten oberhalb des Wipperkottenwehres auf die Erlaubnis, die von der Feuerwehr errichtete Auffangsperre zu passieren.
Normalerweise macht man mit diesem Wagen Häuser nass, heute wollte man übermütige Sportler aus dem Nass befreien.
Wer das leicht zu übersehende Sackgassenschild am Restaurant "Haus Sonneneck" zu Beginn des Balkhauser Weges übersieht, der steht ein paar Kilometer später an dieser Straßensperre (hinter der Wupperbrücke, die Zufahrt zum Solinger Tierheim ist frei), wenn er Witzhelden erreichen will. (Nachtrag 17.12.2010: Ein unscheinbares, leicht zu übersehendes Sackgassenschild steht auch am Steinenhaus.)
Aus dem hoffentlich gut gewärmten Rathaus erfährt man dazu:
(pa) Nach den starken Schneefällen der vergangenen Woche hatte die Solinger Feuerwehr den Balkhauser Weg (K4) zwischen Solingen und Witzhelden für den Verkehr sperren lassen, da Bäume zum Teil auf die Fahrbahn gestürzt waren oder aus den Steilhängen auf die Straße zu stürzen drohten. Die Bäume wurden inzwischen vom Landesbetrieb Straßen mit Unterstützung des Solinger Technischen Betriebes Straßen und Grün zersägt und abtransportiert. Wie der TBSG mitteilt, muss die Sperrung trotzdem mindestens bis Anfang nächster Woche aufrechterhalten bleiben. Grund: Umstürzende Bäume haben viele Leitplanken zerstört und die Steilhänge in Mitleidenschaft gezogen. Angesichts der angekündigten starken Schneefälle sei es nicht verantwortbar, die zum Teil sehr steile Strecke wieder für den Verkehr freizugeben.
Zugänglich bleibt der Neuzugang am Rande der Wupper.
Leider dreht es sich noch nicht mit Wasserkraft. Vor dem Gewaltschütz im Obergraben stapeln sich nach dem Wupperhochwasser erneut Sedimente und hindern den Wasserzufluss.
Wer das alte Wasserrad und die defekte Welle (angefaulte Blattzapfenaufhängung) aus der Nähe betrachten möchte, der hat jetzt Gelegenheit dazu.
Die Bretter (aus Nadelholz), auf die das antreibende Wasser trifft, nennen sich sich Schaufeln (und nicht Paddel, wie der Mühlenbauer im WDR-Film erzählt). Und wie die Solinger Schleifer im 14. Jahrhundert die Schleifsteine angetrieben haben, wissen offensichtlich nur die WDR-Redakteure. Jedenfalls ist mir keine historische Überlieferung bekannt, die darüber nur ansatzweise verlässlich Auskunft geben könnte. Unser Stadthistoriker Rosenthal hat einmal in die Welt verlauten lassen, dass der erste Balkhauser Kotten im Jahre 1504 das Licht erblickt habe. Auch dafür fehlen bisher belastbare Belege.
Der erste Schritt ist erfolgt. Das alte Wasserrad und die am Ende morsche Wasserradwelle des Balkhauser Kottens sind entfernt. Morgen um 11 Uhr werden die neuen Modelle eingesetzt.
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