Beginnen wir die Kehr-Woche mit einem kleinen Bilderrätsel.
Hat jemand eine Idee zu dem Gebäude? Funktion? Wo?
Auflösung
Es handelt sich tatsächlich um ein Kino, genauer gesagt um das „Deli“.
Hier etwas zur Geschichte:
1928 unter dem Namen „Alhambra“ in einem Gasthaussaal eröffnet, später als „Union“ weitergeführt, ging das Kino 1937 in die Hände der Familie Pinell-Koenen über und erhielt nach einer umfassenden Neugestaltung den Namen „Deli“ („Deutsche Lichtspiele“). Obwohl die leichten Kriegsschäden schnell beseitigt waren, erteilte die britische Militärregierung die Teilgenehmigung zur Filmvorführung erst im Sommer 1947. Das „Deli“ durfte nun abwechselnd mit einem Walder Kino einen Film vier bzw drei Tage spielen. Vorher diente der Saal als Bühne für Varieté-Programme. Kurze Zeit gehörte das „Deli“ dann neben dem „Grünewald“ und dem provisorischen „Palast-Theater“ an der Blumenstraße zu den der Innenstadt am nächsten liegenden Kinos. Obwohl im Stadtteil Höhscheid gelegen, wurde das „Deli“ im Verleihgeschäft der Innenstadt Solingens zugerechnet und nicht wie die anderen „Stadtteilkinos“ in der Film-Verwertungskette behandelt. So konnten hier sogar Solinger Erstaufführungen bekannter Filme wie „Schmutziger Lorbeer“ und „Lohn der Angst“ über die Leinwand flimmern.
Das Programm des „Deli“ war überwiegend auf Spannungs- und Actionfilme aus internationaler Produktion ausgerichtet. Heitere Unterhaltung machte weniger als ein Drittel des Filmangebotes aus. Es ähnelte damit durchaus dem des benachbarten „Grünewald“. Der Filmwechsel am Dienstag gehörte hier zur Regel. An diesem Profil änderte sich auch nichts Grundlegendes, als mit der Eröffnung des „Lux am Dreieck“ am 7. April 1957 aus dem „Deli“ das „Zweitkino“ der Betreiberin Koenen wurde. „Deli“, Grünewald“ und „Palast“ in der Randlage zur Innenstadt boten vor allem für junge männliche Besucher mit ihren Spannungsfilmen das Kontrastprogramm zu den „seriösen“ Kinos im Stadtzentrum. Ab 1958 sanken die Besucherzahlen in dem alten Höhscheider Lichtspielhaus rapide, doppelt so stark wie insgesamt in Solingen. 1961 ging nur noch die Hälfte der Zuschauer von 1958 ins „Deli“, in ganz Solingen hingegen war die Besucherzahl lediglich um ein Drittel gesunken. Wenn man schon seltener ins Kino ging, dann wählte man dafür die moderneren Lichtspielhäuser aus. Die Betreiberin entschloss sich deshalb das „Deli“ im Sommer 1962 nach einem Vierteljahrhundert zu schließen und in der Folgezeit ihren Kinobetrieb ausschließlich auf das „Lux am Dreieck“ zu konzentrieren.
(Quelle: J. Becker u. G. Mergard u. R. Rogge (Hrsg.), Kino Heimat Solingen, Solingen, 2010.)
So würde es heute möglicherweise aussehen:
Nach der Zeit der Lichtspiele gastierte „Aldi“ mit seinem Paletten-Cuttermesser-Pappkarton-Auftritt dort.
Kommentare
Nur geraten
Höhscheid? Ex-Kino?
Gut geraten
Beide Fragen kann ich mit eine "Ja" beantworten.
Ex-Kino
... danach Aldi - ca. 1980 bis 1985. Die Aldi-Cuttermesser-Pappkarton-Zeit.
Gruss
Jens
Und heute?
Danke für die Informationen.
Und heute? Lagerraum, Leerstand, Ruine?
DELI
.....1947/48 studierte Dr. Mombauer, der Direktor, mit den Schülern des Gymnasiums Schwertstraße das Spiel des "Jedermann" ein. Es wurde damals - das genaue Datum weiß ich nicht mehr - im DELI der Öffentlichkeit dargeboten! Ich erinnere mich noch gut daran - hatte selbst nur eine kleine Position im "Orchester" ..... Und kenne seitdem den Satz
"der Mensch ist dumm, gemein und schlecht! Und geht Gewalt allein vor Recht! - Doch dem muß "jedermann" sich beugen - und seine Referenz bezeugen - dem was ich hier in Händen halt:" (eine mit ausgestrecktem Arm hochgehaltene lederne "Geldkatze" !!!
Direktor Mombauer hat mir mal
Direktor Mombauer hat mir mal ne Ohrfeige verpasst, so um 1975 herum, weil ich eine Stinkbombe im Klassenzimmer hochgehen liess. Das hat richtig gescheppert.
Das "Deli" kenne ich natürlich nicht, als es dicht machte, war ich zwei Jahre alt, dafür aber das "Roxy" am Schlagbaum. Berühmt für Sandalen-Filme, Spaghetti-Western und Als die Frauen noch Schwänze hatten. Ist heute, glaub ich, eine Moschee. Wenn die wüssten.
Haus Neuenhoferstr.110
Die Halle wurde nach kurzem Leerstand an eine Firma für Haushaltswaren (Saftpressen o.ä.) vermietet. Das Haus wurde 1999 zwangsversteigert und die Gaststätte weitervermietet. Auch die Firma war zu dem Zeitpunkt noch drin.
Hinter der Halle ist ein stark verfallenes Nebengebäude welches unten einen Heizungskeller und oben den ehemaligen Vorführaum beherbergt, welcher aber schon zu Aldi-Zeiten nicht mehr benutzt wurde, da er stark einsturzgefährdet ist. Dahinter waren bis in den 80ern Holzbaracken wo Aldi seinerzeit alte Kartons lagerte. Ebenfalls sehr beschädigt wurden diese abgerissen. Da befand sich dann eine Art Garten. Der Vorbau mit den 2 Fenstern oben und zwei unten sind die Toiletten der Gaststätte, wobei die beiden linken Fenster wahrscheinlich nach der Versteigerung eingebaut wurden, da sie mir nicht bekannt vorkommen. Oben Damen- unten Herrentoiletten. Das Haus wurde seinerzeit von der Sparkasse erworben welche nun einen heidenspass damit haben dürfte.
Die Gaststätte hies bis etwa 1997 "Bürgerbräu", danach hies sie "Höhscheider Bierhaus".
Heute scheinen Gaststätte und Halle leer zu stehen.
Haus Neuenhoferstr.110
Die Halle Neuenhoferstr. stand, nachdem Aldi drin war, einige Zeit leer und wurde dann vom damaligen Besitzer vermietet. Hier kam eine kleine Haushaltswarenfabrik rein, welche Saftpressen u.ä. Schnickschnack herstellte. Zwangsversteigerung war 1999. Die Gaststätte wurde damals weitervermietet und auch die Firma aus der Halle war zu dem Zeitpunkt noch drin.
Hinter der Halle befindet sich lediglich ein kleines stark verfallenes Nebengebäude, welches einen Heizungskeller und in der oberen Etage den ehemaligen Vorführraum des Kinos beherbergte. Letzterer wurde nur noch als Abstellraum o.ä. benutzt. Dahinter waren früher Holzbaracken welche als Garagen dienten, die aber aufgrund des Verfalls schon in den 80ern abgerissen wurden. Heute sieht es so aus als stünde es komplett leer, aber es wurden anscheinend nach der Versteigerung im Eingangsbereich der Halle noch Fenster eingebaut. Die vergitterten Fenster im niedrigen Vorbau vor der Halle sind: oben Damentoiletten und unten Herrentoiletten, wobei ich wie gesagt, die beiden linken Fenster direkt an der blauen Tür oben und unten am Vorbau nicht kenne.
Haus Neuenhoferstr. 10
Ergänzung zum vorherigen Text:
Die beiden linken Fenster sind doch Altbestand und das es nur kurze Zeit leer stand ist auch nicht ganz richtig. Eigentümer zu Aldi-Zeiten war die Beckmann-Brauerei in Ohligs (Getaway-Discothek) welche dort an die Pächter ihr Bier verkaufte. Erst unter dem Privateigentümer wurde die Halle vermietet. Das obere Fenster im Giebel der Halle beherbergt den ehemaligen Verwaltungstrakt von Aldi, welcher sich nur über den vorderen Teil erstreckt. Nach hinten hat die Halle noch eine Fluchttür, da sich o.g. Nebengebäude nicht über die gesamte Breite erstreckt.
Korrektur zu letztem Beitrag
Die Fenster sind doch Altbestand. Die Halle wurde auch nicht kurz danach sondern erst nach dem Verkauf durch die Beckmann-Brauerei an Privatleute vermietet. Die Fenster in der Halle sind der ehemalige Personaltrakt von Aldi.
Haus Neuenhoferstr. 110
Ergänzung zu vergangenem Text:
Nach kurzer zeit vermietet ist nicht ganz richtig. Eigentümer war zu Aldi-Zeiten die Beckmann-Brauerei welche dort an die Pächter ihr Bier verkaufte. Erst als es in Privathände ging, wurde es an die Firma vermietet. Die oberen Geschosse (einzelnes Gitterfenster am Hallengiebel) beherbergten den Verwaltungstrakt von Aldi und befinden sich nur im vorderen Teil. Nach hinten hat das Gebäude noch eine Fluchttür.
Sorry
Als ich gestern die Korrekturen schrieb waren diese nicht sofort zu sehen, anders als beim ersten Text. Hielt das für einen Fehler und hab dann dummerweise den Beitrag mehrmals geschrieben.
Sorry und Gruss aus Bayern von einem alten Solinger!
Kein Problem
Werde bei nächster Gelegenheit die doppelten Sachen entfernen.
Angenehmen Restsonntag.
PS: Doppelt gemoppelt hält besser.
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