Immer wieder erheiternd die Texte, die ich in meinen Unterlagen finde. Zitat zum Jahr 1967 aus dem Buch Solingen Großstadtjahre 1929–2004 von Rogge, Schulte u. Warnecke:
Am 5. Oktober 1967 beginnt für Solingens Autofahrer eine neue Zeitrechnung. Ab sofort können sie einen der 700 Einstellplätze in dem neuen siebenstöckigen Parkhaus an der Goerdelerstraße zum Parken nutzen. Eine Stunde Autoabstellen kostet 50 Pfennig, bei Einkäufen erstatten Solinger Einzelhändler sogar diese Parkgebühr. Zum vom Architekten Kurt Baden entworfenen Parkhaus gehört eine moderne Tankstelle mit Pflegestation und automatischen Waschanlagen. Mittels eines Tunnels unter der Goerdelerstraße gelangen die Parkkunden in die lnnenstadt. Die lokale Presse feiert diese Neuerungen als einen Schritt auf dem Weg zur Großstadt. Bei Solingens Autofahrern hält sich der Zuspruch zunächst in Grenzen.
Mit der Eröffnung des Parkhauses wird auch das letzte Teilstück der Hauptstraße vom Entenpfuhl bis zum Breidbacher Tor zur Fußgängerzone erklärt. Die betroffenen Geschäftsleute sind aber keineswegs alle von dieser neuen Regelung begeistert. Vor allem die Anlieger in der Nähe des Entenpfuhls befürchten wirtschaftliche Einbußen und die Verödung ihres Bereichs. Da es aber mit der neuen Verkehrsführung am Mühlenplatz kein Zurück mehr geben kann, muss die Hauptstraße möglichst schnell zu einer attraktiven „Fußgänger-Oase“ mit Plattenbelag, Bänken, Vitrinen und Blumenarrangements ausgebaut werden. Nur so, davon ist die große Mehrheit des Rates am 13. Dezember überzeugt, kann sie als Anziehungspunkt für breite Käuferschichten wirken.
Das Parkhaus birgt ein Rätsel; schaut selber:
Kann man diese Feuerlöscher an der Kasse kaufen? Muss man bei der Einfahrt sich einen ausleihen? Wenn es im 7. Stock brennt, wer rennt dann runter zur Kasse und hastet die Treppe wieder hinauf?
Nachtrag:
Die zur Fußgängeroase umgestaltete Hauptstraße wird von Oberbürgermeister Dunkel eingeweiht. Die Fertigstellung wurde durch Widerstand aus den Reihen der Geschäftsleute um Monate verzögert.
Kommentare
Solingen wird Grossstadt
...war Sie ja schon, qua Einwohnerzahl.
1. Herr Baden war anerkannter Architekt.
2. Die Idee mit der unterirdischen Passage war "ganz-weit-vorne".
3. Das Teil war jahrzehntelang ebenfalls "ganz-weit-vorne".
Das gesamte Ensemble: Karstadt, Turmhotel, Passage - wenn man das heute konservieren würde...
In ein paar Jahrzehnten wäre Solingen um eine Attraktion reicher, welche Schloss Burg vielleicht in den Schatten stellen würde. Es war sowohl ein mutiger, als auch ein moderner Entwurf, welcher damals ohne Rücksicht auf die Kosten umgesetzt wurde - Solingen war damals einfach in einer höheren Liga als heute (leider). Hunderttausende engagierter Touristen würden demnächst von Düsseldorf oder Köln (Airport) kommen, um sich "the seventies-op-to-date-little-town-high-end-shopping-mall" anzusehen.
Aber dazu fehlt uns Solingern a-das Geld und b-die Vision.
Wir sind ´mal wieder zu blöd und zu geizig.
Ihr wisst, woher der letzte Obus der ersten Baureihe (mit dem die Stadtwerke heutzutage stolz wie Bolle herumfahren) herkommt und wann man ihn kaufte...
Ich liebe diese Stadt...irgendwie
Jens
Zeitgeist
Ich wundere mich ebenfalls, dass viele Dinge, die vor ein paar Jahren noch als das ultimative Innovationsprodukt feilgeboten wurde, jetzt als überholt gelten und als nicht mehr zeitgemäß entsorgt werden.
Momentan bereitet mir die Entwidmung und der Verkauf von Bahnstrecken die meisten Bauchschmerzen.
Welchen Obus Du jetzt im Sinne hast, erschließt sich mir nicht. Ist er im Obus-Museum Solingen zu finden?
ÜH IIIs
...der von der Titelseite.
Das ist das erste Baumuster der "Strassenbahnnachfolger". Herrliches Teil - alles bis zum Extrem "over-engineered". Motorlaufleistungen irgendwo bei 750.000 km. Bei irgendeinem Nachfolger hat man bei Daimler-Benz angefragt und eine Absage bekommen - denen waren die Eckdaten (Laufleistung, Drehmoment auf der HA etc.) des Vorgängers zu hoch.
Allein für die "Stossstange" brauchte man damals zwei Mann zum abheben / entfernen. Jeder Scheibenwischer hatte einen extra Motor - damals sogar noch 6 Volt - die wischten dann immer herrlich unsynchron.
Technik zum Gernhaben
Jens
Aussteigen
Und wenn man aussteigen wollte, musste man seinen Wunsch mit Hilfe einer Lederschnur, die über den Fenstern gespannt war, dem Fahrer bzw. Schaffner mitteilen. Oder verwechsele ich da etwas? Was mir noch einfällt: Der Schaffner/Kassierer saß hinten auf einem gepolsterten Ledersitz.
An den Anhänger mit Raucher-Lounge kann ich mich nicht erinnern.
Schnurtelefon
...ist richtig - glaube ich.
Nur hinten im Anhänger durfte geraucht werden.
Gruss
Jens
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