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"Badeanstalt" im Brückenpark: im Juli 2006"Badeanstalt" im Brückenpark: im Juli 2006

Vor ein paar Tagen hatte ich schon einmal das Badeverbot in der Wupper thematisiert. Jetzt noch einmal im amtsdeutsch!

Aus einer Pressemitteilung der Stadt Solingen vom 20.08.2012 - pe:

Das Baden in der Wupper ist verboten

Wer den Müngstener Brückenpark zum Aufenthalt in diesen Tagen aufsucht, ist versucht, Kühlung in der sanft dahinströmenden Wupper zu suchen. Doch das ist leider nicht erlaubt. Die Wupper und Ihre Ufer sind laut Landschaftsplan der Stadt Solingen und Landschaftsplan der Stadt Remscheid besonders geschützte Gebiete und damit ist das Baden in der Wupper verboten. Darauf weist der Stadtdienst Natur und Umwelt hin.

Allein die mit Steinen gestalteten Teile des Ufers im neuen Park dürfen betreten werden. Das Badeverbot bezieht sich auf den Flusslauf der Wupper ab der alten Wupperbrücke am Müngstener Brückenweg (Napoleonsbrücke), den Auslaufkanal des Schaltkottens und reicht weiter bis zur Stadtgrenze nach Leichlingen und darüber hinaus. Das Baden im Fluss kann mit einem Bußgeld geahndet werden.

Geschützt werden seit 2005 die Wupper als naturnaher Fluss und die Wupperhänge mit den zahlreichen Seitenbächen und den typischen Buchenwäldern. Die Fließgewässer und die Wälder bieten zahlreichen seltenen Arten, wie dem an die Wupper gebundenen Eisvogel, Lebensraum. Doch die Rückkehr des Lebens in den früher toten „Industriefluss“ ist bedroht, wenn die Nutzung des Flusses und seiner Uferzonen ein bestimmtes Maß überschreitet. So wurde in laufenden Untersuchungen festgestellt, dass durch die Freizeitaktivitäten im Bereich des Brückenparks seit 2006 die Unterwasservegetation, die Fische als Aufenthalts-, Brut- und Nahrungsraum benötigen, vollständig verschwunden ist.

Erlaubt ist das Betreten des Flusses nur den Anglern im Rahmen „ordnungsgemäßer Fischereiausübung“, eine Ausnahme, die das Landschaftsgesetz ausdrücklich zulässt.

Für Wasserwanderer und Kanusportler gibt es Regeln. Dazu gehört, dass nur bestimmte Einstiegs- und Umtragestellen benutzt werden dürfen und dass die Wupper eine ausreichende Wassertiefe haben muss: 73 cm Pegelstand für die Fahrt ab Müngsten, 60 cm für die Fahrt ab Wupperhof. Zugelassen sind Boote bis maximal vier Personen. Picknicken an Ufern und Aussteigen auf Kiesbänken sind verboten. Ebenso sollen die Wasserpflanzen möglichst nicht abgerissen werden.

Zum Nachlesen gibt es den Landschaftsplan der Stadt Solingen im Internet:

http://www.solingen.de/landschaftsplan.

Der vom Stadtrat nach einem umfangreichen Beteiligungsverfahren im Jahr 2005 verabschiedete Landschaftsplan ist in Text und Karte gegliedert und beinhaltet alle Schutzfestsetzungen im Freiraum Solingens.

Das kommt davon, wenn man so bedenkenlos einen Fluss als FFH-Gebiet ausweist und gleichzeitig einen Freizeitpark unter der Brücke plant. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, die Fischerprüfung abzulegen.

Kann mir jemand beantworten, zu was die noch vorhandene Unterwasservegetation gut ist?

Was liest man in den Massenmedien?

Ein paar interessante Links zum Thema (Seiten des Wupperverbandes):

Müngstener Brücke und BrückenparkMüngstener Brücke und Brückenpark

Was ist ein FFH-Gebiet?

Zitat aus der Broschüre „Kanusport im FFH-Gebiet Wupper“: FFH steht für Flora (Pflanzenwelt), Fauna (Tierwelt), Habitat (Lebensraum). Die FFH-Richtlinie ist auf europäischer Ebene erlassen worden, mit dem Ziel, ein europaweit
zusammenhängendes, ökologisches Netz von besonderen Naturräumen zu schaffen. Die Wupper mit angrenzenden Siefen, Bächen und Buchenwäldern ist Teil dieses europäischen Biotopverbundes. Im Naturraum Wupper besteht nunmehr eine besondere Verantwortung z.B. für die Unterwasservegetation, den Eisvogel, die Groppe (Fisch), das Fluss- und Bachneunauge (Rundmäuler) sowie die Hainsimsen-Buchenwälder.

Baden verboten  Der Oberbürgermeister: aus dem Jahre 2006, Anfang  AugustBaden verboten Der Oberbürgermeister: aus dem Jahre 2006, Anfang August

Der frisch verlegte Rollrasen war noch nicht angewachsen, da sprossen diese Schilder aus dem Boden.

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Comments

Badeverbot

Kann mir bitte Jemand erklären warum das Anlegen eines Parks ein Argument ist das ich dort Schwimmen darf???

Nicht schwimmen,

das Wasser betreten. Weil das so mal geplant war und extra so angelegt wurde. Ansonsten hätte man am kompletten Wupperufer in Müngsten diese Grauwackeklippen angelegt.

Keime

In W versucht man derzeit das Volk durch Verstreuen einer Handvoll Angst aus der Wupper herauszuhalten: Krankheitskeime trieben in der Wupper -- überall. Schließlich leiteten etliche Klärwerke (Hückeswagen, Rade, Buchenhofen) ihr gesiebtes Wasser mit Restverschmutzung in den Bergischen Strom.
Als ich als Kind durch die Wupper watete, hatten Krankheitskeime noch keine Chance. Bei so viel Chemie im Wasser waren die im Nu dahin gerafft.

Hast Du Links dazu?

Interessant, dass das Gruppenklärwerk Buchenhofen Auswirkung auf die Wuppertaler Wupper-Bader haben soll. Demnach kriechen diese Keime die Wupper aufwärts.

Diese Thematik wurde hier in Solingen bisher von keinem Diskutanten ins Schlachtfeld geworden. Dabei ergänzt Solingen mit dem Klärwerk in der Kohlfurth die Keimfracht noch ein wenig (für den Brückenpark relevant) . Abwärts erhöht das Gruppenklärwerk Burg das Wasserpegel der Wupper.

Interessant der Wandel, über Jahrhunderte vergiftete man den Fluss und nun stört das mechanische Bewegen von Steinen auf einer Strecke von ein paar hundert Metern. OK, dann setze ich mich eben drei Stunden ins Auto und fahre ans Meer und mache dort einen Strandspaziergang. Ist bestimmt besser für die Umwelt. 8 Stunden Fahrt nach Bayern mit einem Besuch der Isar ginge auch.

WZ - Papier

Wenn ich das recht sehe, führt an der Papiermühle die verrottete Brücke unmittelbar nach W -- unterhalb Buchenhofen. Das Strandcafé ist W, Café-Hubraum ist SG. Und wenn ich das recht sehe, sind in den Brückenpark auch Gelder aus W geflossen. Der Brücken-Park-Platz ist zu geschätzten 50% mit Fahrzeugen zugestellt, die ein W auf dem Kennzeichen tragen. Folglich ist die Wupper für Wuppertaler bis hinter den Brückenpark einheimisches Gewässer. (und gefühlt sowieso von der Quelle bis zur Mündung, sagt ja schon der Name ;-)

Keime: heute Morgen, Papier. Online finde ich den Artikel (noch) nicht.

Edit - doch: Wupperkeime

Wuppertal lechzt nach Wasser

Ich habe was gefunden, nicht unbedingt zu den Keimen, aber zur Wuppernutzung in Wuppertal:
http://www.wz-newsline.de/lokales/wuppertal/wuppertal-lechzt-nach-wasser...

Zitat:
Ein goldenes Herz für schwitzende Mitmenschen bewies Sebastian Blasberg, der am Islandufer Wasserräder in verschiedenen Größen und eine Plattform in die Wupper baute: „Mit solchen Aktionen möchte ich erreichen, dass möglichst viele Wuppertaler – und nicht nur die Biertrinker – die Wupper wieder für sich entdecken.“ Der 50-Jährige ist Schreiner, der Auf- und Abbau bei Messen und anderen Veranstaltungen ist sein Handwerk. Das ganze Wochenende über beaufsichtigte er seinen Wasserpark, am Samstag sogar bei Fackelschein bis um Mitternacht.

Groessere Gefahren...

...gehen, meines Erachtens nach, von den sehr stark variierenden Stroemungsverhaeltnissen an der Wupper aus. Als Fliegenfischer wate ich regelmaessig durch die Wupper,(ja, ich "trampel" auf Steinen, Unterwasservegetationen usw. herum) irgendwo auf der Strecke zwischen Glueder bis Wipperkotten.
Dort ist ab einem Wasserstand, ab ca. 90 cm aufwaerts (Messtelle Glueder) schon so eine starke Stroemung vorhanden, dass Kinder oder aeltere Menschen in ernsthafte Not geraten koennten. Hinzukommen noch, nicht vorhersehbare Gegenstaende unter Wasser wie z.B scharfe, verostete Metallgegenstaende, Glas, Fahrraeder, Strassenschilder, usw. (alles schon gesehen). Der Wasserstand kann sich binnen Minuten stark veraendern.
Aber zum Thema Baden, dass sollte jeder gesunde Mensch fuer sich selber abwaegen koennen.

Mal aus der Sicht der Stadt: Man stelle sich vor die Stadt Solingen verkuendet es sei offizielles Badegewaesser, wie wollen Sie diese Gefahrenquellen kontrollieren? Baden nur ab einem bestimmten Pegel? mhhh...

Coli-Bakterien oder andere mikrobakterielle Verunreinigungen sind, wahrscheinlich in Kleinstmengen, in jedem Fliessgewaesser vorzufinden. Allerdings reicht es auch schon aus wenn ein Tierkadaver flussaufwaerts am/im Wasser liegt, da ist die Kontamination auch schon erheblich.
Was die Fische betrifft, die Bachforellen, Barben und Aeschen sind putzmunter und scheinen gegen unser Abwasser immun zu sein :D Und die Sache mit der Unterwasservegetation stimmt. Da haelt sich das ganze Buffet der gerade gennanten Fische fest. Dreh doch das naechste mal einen Stein um, der in der Wupper liegt. Da kommen Koecherfliegenlarven, Bachflohkrebse, Mueckenlarven usw. zum Vorschein.

Wie dem auch sei, ich finde ein Badeverbot jedoch uebertrieben. Jeder auf eigene Gefahr, aber das Baden an diesem wunderschoenen Fluss sollte zumindest geduldet werden. Die Menschen und insbesondere Kinder wuerden besser lernen die Wupper mit Respekt zu behandeln, wenn Sie auch mit Ihr in "Kontakt" treten.

Das waren so meine Gedanken dazu.....
Lieben Gruss
-der woon-

Freigabe

Selbstverständlich kann die Stadt Solingen das Baden in der Wupper nicht freigeben; bei unserem heutigen Rundumsorglos-Wahn bzw. der permanenten Suche nach einem Schuldigen wäre das ein zusätzlicher finanzieller Selbstmord. Nur im Brückenpark sollte man an den einst dafür vorgesehenen Stellen von einer Maßregelung absehen. Wenn da jemand unbedingt seine Füße in das Abwasser der darüber liegenden Kläranlagen (z.B. Buchenhofen und Kohlfurth) stecken möchte, so mache er dies auf eigenes Risiko.

Die Wupper mit Respekt behandeln, nur wie willst Du das Lernen, wenn der Zutritt überall verboten und fast unmöglich ist? Wie im Artikel im Solinger Tageblatt schon angedeutet: Man schaue sich den Tesche-Film "Die Wupper - Amazonas im Bergischen Land" an; anschließend weiter an der Playstation spielen.

Naturschutz oder Party

Wir müssen uns entscheiden: Naturschutz oder Party, beides zusammen funktioniert nicht, wenn die Leute nur die Füsse ins Wasser halten würden, wäre es ja egal, aber meine Wahrnehmungen sind völlig andere! In den heißen Tagen im August war am Wupperwehr in der Wipperaue die Hölle los! Einerseits verständlich, weil, wo sind die Freibäder geblieben, die es früher mal gab, aber da wird jetzt so viel Natur zerstört - ich rede nicht von dem denkmalgeschützten Wupperwehr - wie da ein "respektvoller Umgang" mit der Wupper/Natur erreicht werden soll, ist mir schleierhaft, "Bitte nur vorsichtig ins Wasser gehen, keine Steine umdrehen und Pflanzen beschädigen"?
Habe am 01. August 2012 ein Video bei youtube eingestellt, Stichwort: "Badespass am Wupperwehr", das stellt nur einen kleinen Ausschnitt dar, was sich in den letzten Wochen dort ereignet hat; (die 2 Personen, die auf dem Wehr liegen, sind übrigens Fliegenfischer!).
Also für mich ist die Tendenz klar: Party ist angesagt, den Naturschutz können unsere Kinder/Enkel betreiben
Gruß
Reinhard Schrage

„ordnungsgemäßer Fischereiausübung“

Jetzt wäre erst einmal zu klären, ob das Wehr-Liegen zu einer „ordnungsgemäßen Fischereiausübung“ zählt.

Ob das Wehr-Liegen...

zu einer „ordnungsgemäßen Fischereiausübung" zaehlt, sollte in der Gewaesserordnung fuer den o.g. Teilabschnitt der Wupper stehen. Die Gewaesserordnung habe ich gerade nicht griffbereit, da ich heute wieder an oder besser gesagt IN der Wupper war und meine Papiere noch im Kofferaum liegen habe.
Ich werde das naechste mal auf jeden Fall nachschlagen, ob man auch liegend die Fliege ins Wasser tunken darf und es dann hier posten. Waere auf jeden Fall eine gute Methode, da sich bei den Fischen, durch das niederigere (liegende) Profil des Fliegenfischers, die Scheuchwirkung verringern koennte. Plus: im Falle eines Drills bleibt der Fliegenfischer schoen cool.

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