Da schlage ich die Tageszeitung auf und mir bleibt fast der Bissen im Halse stecken:
Meine erste Frage: Legitimiert da jemand Mord?
In dem Artikel zieht "unser Mann in Berlin", Jürgen Hardt (CDU) seine 100-Tage-Bilanz als Bundestagsabgeordneter. Zuvor dachte ich, das Verfahren um die Platzumbenennung könne man nicht so leicht toppen, aber was Herr Hardt hier von sich gibt, gibt einen bemerkenswerten Einblick in seine Denkweise. Das Interview führte Thomas Kraft vom Solinger Tageblatt.
Die Realität hat ihn schnell eingeholt. Aha, Wuppertal war keine Realität?
„Man findet unheimlich viele offene Baustellen vor. Es liegt deutlich mehr im Argen, als ich gedacht habe. “Da sei zum Beispiel das Gesundheitssystem, in dem die rot-grünen Reformversuche nichts als „Murks“ hinterlassen hätten. Seltsam, dass Herr Hardt sich nicht auf die Hinterlassenschaften der Großen Koalition beruft. Die werden offensichtlich ausgeblendet.
Auch im eigenen Lager holpert es zuweilen gewaltig. Zuweilen; kommt sehr selten vor. Das Kundus-Debakel kostete nicht nur den ehemaligen Verteidigunsgminister Franz Josef Jung (CDU) den Kopf, sondern lud auch der schwarz-gelben Regierung gleich zum Start eine „schwere Hypothek“ auf. Nur zur Erinnerung, Herr Jung lebt noch, hingegen die Opfer des Debakels der Bombadierung nicht mehr. Im Artikel ist von einem missratenen Luftschlag die Rede.
Ich muss aufhören, sonst bringt mich mein Blutdruck zur Strecke. Erschreckend, dass meine Realität und die von Herrn Hardt so diametral auseinanderlaufen. Ist es das Alter?
Nachtrag: Hardts Meinung zur Verschuldung der Städte: „Die Städte haben generell über ihre Verhältnisse gelebt.“
Da kann ich auch generalisieren: Politiker reden generell Stuss!
Wer den vollständigen Artikel genießen möchte: „Es muss legitim sein, Gegner gezielt zu töten“ (ST, 05.02.2010 10:26)
Nachtrag: Das Konkurrenzblatt widmet sich ebenfalls unserem Interessenvertreter: Solingen: Solingen, Kundus – und zurück (RP ONLINE, 06.02.2010)
Zur Ehrenrettung der Merkel-Riege führt er ins Feld, dass diese „viele offene Baustellen“ zu bearbeiten hat. Ich würde mich freuen, wenn eine neu gewählte Bundesregierung sich um offene Baustellen kümmern würde. Ist es nicht eher so, dass man gerne neue Baustellen installiert. Man will doch Bauherr sein und nicht Restaurator.
Kommentare
Schlechte Stimmung
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) kann alles erklären: Er vermutet als Grund den extremem Winter.
Der „Bild am Sonntag“ sagte er: „Klar schlägt dieses Wetter vielen auf das Gemüt. Das könnte auch erklären, warum die Regierung nach Umfragen bei den Bürgern im Moment schlechter dasteht als sie tatsächlich ist.“
Gemütslage
Und was ist mit der Gemütslage der Politiker? Unempfindlich? Vielleicht entstehen die Irritationen durch ihre Taten?
Halbwissen
Herr Peter Ramsauer (CSU) scheint ein ganz besonderes Exemplar zu sein. SpOn: Ramsauer punktet mit Halbwissen
Immerhin kann er noch auf eine Hälfte zurückgreifen.
Widdewiddewitt
Herr Ramsauer ist ein typischer Vertreter unserer Politikerkaste. Ihr Motto:
"2 x 3 macht 4
Widdewiddewitt und Drei macht Neune !!
Ich mach' mir die Welt
Widdewidde wie sie mir gefällt ...."
Herr Hardt
Die Selbstdarstellung auf seiner Webseite macht auf mich einen etwas einfältigen Eindruck. Das Zeitungsinterview bestätigt das, obwohl ich hier einschränkend berücksichtigen muss, dass Zeitungschreiber ihren Gesprächspartner nach ihrem Gusto erscheinen lassen: Meinungsmache und Falschdarstellung durch weglassen.
Wenn er schon den staatlich verübten Mord des Bündnispartners Amerika als gegeben hinnimmt, dann soll er sich nicht noch kleingeistig der Sache anhängen. Wer hat diesen Herrn gewählt? Wer hat ihn in unser schönes W gelassen? Haben wir, habt ihr Solinger und Remscheider denn keine eigenen Leute mehr? Wolltet ihr CDU wählen, habt aber die Person nicht hinreichend hinterfragt? Die Erststimme hätte doch auch gereicht.
Meinungsmache
Deinen Einwand zur Darstellung durch die Presse kann ich uneingeschränkt zustimmen.
Ansonsten bin ich überfragt, was die Vorgeschichte des CDU-Kandidaten betrifft. Etwas übertrieben: Er war plötzlich gewählt und Herr Jürgen Kucharczyk (SPD) durfte in Berlin die Stellung räumen. Ich habe da die Befürchtung, dass die Wähler sprichwörtlich den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben haben.
Zweitstimme
Die Erststimme wählt den Direktkandidaten, die Zweitstimme die Partei, so auf einen vereinfachten Nenner gebracht. Drum hätte ich schreiben müssen: "Die Zweitstimme hätte doch auch gereicht." um das auszudrücken, was ich meinte.
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