Seit einiger Zeit konnte sich mitten in der Solinger City ein Biotop ungehindert ausbreiten. Wo einst Karstadt seinen Konsumtempel täglich mit neuen Waren bestückte, herrschte himmlische Ruhe.
Nun knabbert man am einstigen Parkhaus für die motorisierten Einkaufswagen.
Auch wenn es so aussieht, als ob diese Frühbesiedler mit ihren Wurzel dem Beton zusetzen würde, es war ein Bagger mit seiner hydraulischen Zange. Der große, steile Zahn soll am 18.12.2011 als eine Art Event gesprengt werden – so der Flurfunk.
ex. Karstadtareal vom Weyersberg aus gesehen
Momentan regt die kryptische Beschriftung an den noch verbliebenen Fensterscheiben zu spontanen Kontaktaufnahmen in der Solinger Bevölkerung an.
Kunst am Tunnel: Bauherr und Planer dieses aD 1966 gebauten Tunnels ist der Solinger Bürger Kurt R. Baden.
Immer wieder erheiternd die Texte, die ich in meinen Unterlagen finde. Zitat zum Jahr 1967 aus dem Buch Solingen Großstadtjahre 1929–2004 von Rogge, Schulte u. Warnecke:
Am 5. Oktober 1967 beginnt für Solingens Autofahrer eine neue Zeitrechnung. Ab sofort können sie einen der 700 Einstellplätze in dem neuen siebenstöckigen Parkhaus an der Goerdelerstraße zum Parken nutzen. Eine Stunde Autoabstellen kostet 50 Pfennig, bei Einkäufen erstatten Solinger Einzelhändler sogar diese Parkgebühr. Zum vom Architekten Kurt Baden entworfenen Parkhaus gehört eine moderne Tankstelle mit Pflegestation und automatischen Waschanlagen. Mittels eines Tunnels unter der Goerdelerstraße gelangen die Parkkunden in die lnnenstadt. Die lokale Presse feiert diese Neuerungen als einen Schritt auf dem Weg zur Großstadt. Bei Solingens Autofahrern hält sich der Zuspruch zunächst in Grenzen.
Mit der Eröffnung des Parkhauses wird auch das letzte Teilstück der Hauptstraße vom Entenpfuhl bis zum Breidbacher Tor zur Fußgängerzone erklärt. Die betroffenen Geschäftsleute sind aber keineswegs alle von dieser neuen Regelung begeistert. Vor allem die Anlieger in der Nähe des Entenpfuhls befürchten wirtschaftliche Einbußen und die Verödung ihres Bereichs. Da es aber mit der neuen Verkehrsführung am Mühlenplatz kein Zurück mehr geben kann, muss die Hauptstraße möglichst schnell zu einer attraktiven „Fußgänger-Oase“ mit Plattenbelag, Bänken, Vitrinen und Blumenarrangements ausgebaut werden. Nur so, davon ist die große Mehrheit des Rates am 13. Dezember überzeugt, kann sie als Anziehungspunkt für breite Käuferschichten wirken.
Goerdelerstraße Ecke Florastraße: rechts im Bild die Parkhausfassade
Tunnel unter der Gordelerstraße: attraktive Straßenquerung (am 30.7.2008)
Das Parkhaus birgt ein Rätsel; schaut selber:
Feuerlöscher an der Parkhauskasse
Kann man diese Feuerlöscher an der Kasse kaufen? Muss man bei der Einfahrt sich einen ausleihen? Wenn es im 7. Stock brennt, wer rennt dann runter zur Kasse und hastet die Treppe wieder hinauf?
Nachtrag:
Die zur Fußgängeroase umgestaltete Hauptstraße wird von Oberbürgermeister Dunkel eingeweiht. Die Fertigstellung wurde durch Widerstand aus den Reihen der Geschäftsleute um Monate verzögert.
Das Solinger Tageblatt und offensichtlich auch der Chefredakteur selbiger Zeitung geben den Robin Hood der von der Stadt Solingen geknechteten Investoren.
Es füllt sich einfach nicht: (ST am 28.10.2010)
Hier der Link zum Artikel: Es füllt sich einfach nicht
Zur Eröffnung des Parkhauses im Januar 2010 habe ich schon einmal einen Artikel geschrieben: Mühlenzwang
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