BP

der Stein rauschte knapp vorbeider Stein rauschte knapp vorbei

Heute ist er freiwillig gegangen.

Zwei Zeitdokumente:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger,

gerne habe ich die Wahl zum Bundespräsidenten angenommen und mich mit ganzer Kraft dem Amt gewidmet. Es war mir ein Herzensanliegen, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu stärken. Alle sollen sich zugehörig fühlen, die hier bei uns in Deutschland leben, eine Ausbildung machen, studieren und arbeiten, ganz gleich, welche Wurzeln sie haben. Wir gestalten unsere Zukunft gemeinsam.

Ich bin davon überzeugt, dass Deutschland seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraft am besten entfalten und einen guten Beitrag zur europäischen Einigung leisten kann, wenn die Integration auch nach innen gelingt.

Unser Land, die Bundesrepublik Deutschland, braucht einen Präsidenten, der sich uneingeschränkt diesen und anderen nationalen sowie den gewaltigen internationalen Herausforderungen widmen kann.

Einen Präsidenten, der vom Vertrauen nicht nur einer Mehrheit, sondern einer breiten Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger getragen wird.

Die Entwicklung der vergangenen Tage und Wochen hat gezeigt, dass dieses Vertrauen, und damit meine Wirkungsmöglichkeiten, nachhaltig beeinträchtigt sind.

Aus diesem Grund wird es mir nicht mehr möglich sein, das Amt des Bundespräsidenten nach innen und nach außen so wahrzunehmen, wie es notwendig ist.

Ich trete deshalb heute vom Amt des Bundespräsidenten zurück, um den Weg zügig für die Nachfolge frei zu machen.

Bundesratspräsident Horst Seehofer wird die Vertretung übernehmen, Bundeskanzlerin Angela Merkel wird auf der so wichtigen Gedenkveranstaltung für die Opfer rechtsextremistischer Gewalt am Donnerstag der kommenden Woche sprechen.

Was die anstehende rechtliche Klärung angeht, bin ich davon überzeugt, dass sie zu einer vollständigen Entlastung führen wird. Ich habe in meinen Ämtern stets rechtlich korrekt mich verhalten. Ich habe Fehler gemacht, aber ich war immer aufrichtig.

Die Berichterstattungen, die wir in den vergangenen zwei Monaten erlebt haben, haben meine Frau und mich verletzt.

Ich danke den Bürgerinnen und Bürgern, die sich für unser Land engagieren, ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Bundespräsidialamt und allen anderen Behörden, die ich als exzellente Teams erlebt habe.

Ich danke meiner Familie, vor allem danke ich meiner Frau, die ich als eine überzeugende Repräsentantin eines menschlichen und eines modernen Deutschland wahrgenommen habe. Sie hat mir immer, gerade auch in den vergangenen Monaten, und auch den Kindern starken Rückhalt gegeben.

Ich wünsche unserem Land von ganzem Herzen eine politische Kultur, in der die Menschen die Demokratie als unendlich wertvoll erkennen und sich vor allem, das ist mir das Wichtigste, gerne für die Demokratie engagiert einsetzen.

Und ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern, denen ich mich vor allem verantwortlich fühle, eine gute Zukunft und schließe Sie alle dabei ausdrücklich mit ein.

Frau Merkels Antwort:

Meine Damen und Herren,

ich habe die Erklärung des Bundespräsidenten mit größtem Respekt und ganz persönlich auch mit tiefem Bedauern zur Kenntnis genommen.

Christian Wulff hat sich in seiner Amtszeit voller Energie für ein modernes, offenes Deutschland eingesetzt. Er hat uns wichtige Impulse gegeben und deutlich gemacht, dass die Stärke dieses Landes in seiner Vielfalt liegt. Diese Anliegen werden mit seinem Namen verbunden bleiben. Er und seine Frau Bettina haben dieses Land, die Bundesrepublik Deutschland, im In- und Ausland würdig vertreten. Ich danke beiden dafür und ich bin überzeugt, dafür gebührt ihnen unser aller Dank.

Der Bundespräsident hat davon gesprochen, dass es ihm nicht mehr möglich sei, sein Amt auszuüben. Tatsächlich ist es eine Stärke unseres Rechtsstaats, dass er jeden gleich behandelt, welche Stellung auch immer er einnimmt. Mit seinem Rücktritt stellt Bundespräsident Wulff nun seine Überzeugung, rechtlich korrekt gehandelt zu haben, hinter das Amt zurück, hinter den Dienst an den Menschen in unserem Land. Ich zolle dieser Haltung ausdrücklich meinen Respekt.

Und in diesem Geiste werden die Parteien, die die Bundesregierung tragen, werden CDU und CSU und FDP sich nun beraten, und anschließend unmittelbar auf die Sozialdemokraten und Bündnis 90/Die Grünen zugehen. Wir wollen Gespräche führen mit dem Ziel, in dieser Situation einen gemeinsamen Kandidaten für die Wahl des nächsten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland vorschlagen zu können.

Ich danke Ihnen

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Kommentare

BP

Titel und Untertitel zu diesem Bild,topaktuell und großartig, hab sehr gelacht gerade :-)))

Aber das Foto an sich ist schon sehenswert, das gefällt mir sehr!

Muss gestehen

dass die Idee mit dem Stein der ehemaligen deutschen Bundespost nicht von mir ist.
Gruß an den anderen Tom, der mit dem R.

Du weißt, wo der Stein zu finden ist?

...oha...nur ne Vermutung...

Wanderweg zur/durch die Galopa?

:-(

An der Wupper weiter flußabwärts.

Steine

zwischen Strohn und Glüder gibt es ganz viele davohn. Nördlich.

Dürfen in einer Demokratie alle gleicher Meinung sein? Dürfen sie, aber von außen wird das als 'Gleichschaltung' gesehen. Die Wahl Wullfs war noch ein echter demokratischer Akt. Er offenbarte damals schon Schwächen -- nein nicht Schwächen des Systems, sondern Schwächen des Kandidaten.
Wenn jetzt alle Gauck wollen, dann habe ich leichte Bauchschmerzen. 99%-Ergebnisse kannten wir früher nur aus dem Osten -- als er noch der böse Osten war, und von Vorstandwahlen der Parteien -- auch der westlichen.

„unsäglich albern“

fällt mir spontan zum Namen Gauck ein. Damals dachte ich, gut, dass dieser Kelch an uns vorüber gegangen ist. Schon wird man von der Geschichte eingeholt.

Friedlich demokratisch

Wie demokratisch ist es eigentlich, wenn eine Regierungskoalition auf die Opposition zugeht, aber ganz bewusst eine Partei auslässt, die, was immer man von ihr halten mag oder überhaupt kann, mir in den letzten Jahren wie die einzige Opposition vorkommt?
Es scheint mir ziemlich offensichtlich, dass wir bereits jetzt einen Bundespräsidenten der nächsten großen Koalition begrüssen dürfen.

Am besten macht Schäuble das! Auch so einer, der höchsten Respekt und höchstes Vertrauen der Kanzlerin genießt. Seine Parteispendenaffäre sollte ruhig noch mal aufgerollt werden!

Wie demokratisch ist es eigentlich ...

gute Frage. In der sonntäglichen Weinrunde kam eben die selbe Frage auf den Tisch. Als Antwort durfte ich dann Folgendes aus dem Munde eines Meinungsmultiplikanten hören: "Dann müsste man auch mit der NPD reden, da sie in einigen Landtägen sitzt." Und weiter ging es: "Man darf sich nicht mit jedem Schwachsinn beschäftigen, den die Bevölkerung (ins Parlament) wählt."

Vielleicht sollten wir doch wieder zum Kaiserreich zurückkehren.

Was sagte die Tage ein Karnevalist: "Ich unterscheide schon lange nicht mehr zwischen NPD, DVU, NSU, Pro Köln ... denn das hieße, Scheiße am Geruch zu unterscheiden."

Was das miteinander zu tun hat?

Nur Gedankenfetzen in meinem Hirn.

Selbe Frage

Die Frage habe ich mir, allerdings mit Pro NRW, auch gestellt. Ich komme zu dem Schluss, dass gerade die Ignoranz ihrer Existenz (also der von Pro NRW) verdammt gut in den Kram passt, bestätigt sich damit doch nur weiter ihr "Parteienfilz" oder ihre "linke Blockpresse".

Sinnvoller wäre m.E. wirklich eine entlarvende Ernsthaftigkeit ihnen gegenüber, denn was denen allen gemein ist: Sie können nicht liefern, sondern basieren gerade zu auf dem Modell der Opferrolle.

So jedoch fühlen sich auch die Wähler des Schwachsinns bestärkt diesen Schwachsinn weiter am Leben zu halten.

So schrecklich das ist: Sie wurden demokratisch gewählt. Schlachladen zumachen scheint mir keine Alternative. Das habe ich meiner Oma schon immer vorgeworfen.

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