Da schlage ich heute Morgen den Lokalteil unserer Intelligenz auf und bekomme fast einen Schlag. Steht da doch in großen Lettern die Frage, ob die große Dürre wieder vor der Haustüre steht. (Kleine Dicke sind vermutlich vielen Lesern lieber.)
OK, der Artikel spielt auf den Wassermangel im Jahre 1959 an. Anfang Juni schlugen damals die Solinger Stadtwerke Alarm, da bedingt durch die Trockenheit der letzten Monate die Wasservorräte in der Sengbachtalsperre nur noch für 3 Monate reichen würden. Die Solinger Bevölkerung wurde aufgefordert, ein Viertel des Wasserverbrauchs einzusparen. Im August 1959 wurden dann in den Hausanschlüssen Drosselungen eingebaut, die den Wasserverbrauch drastisch reduzieren sollten. Anhaltender und ergiebiger Regen war das schönste Solinger Weihnachtsgeschenk 1959. Ende des Jahres war die Talsperre wieder gut gefüllt.
Soweit der geschichtliche Ausflug in mein Geburtsjahr.
Was aber dann im Beitrag folgt, schlägt dem Wasserfass den berühmten Boden aus. Wie müssen uns nicht mehr fürchten, weil – ich hätte jetzt mit der Große Dhünntalsperre gerechntet –, weil ein ausgeklügeltes Messsystem frühzeitig Alarm schlägt , sollte der Pegel einmal nicht der gewünschten Höhe entsprechen. Eine ganze Armada von wissenschaftlichen Geräten befändet sich im Wasser, in den Türmchen an der Sperrmauer und im Gestein selbst. Da können wir aufatmen und unter die Dusche gehen. Die Frage, woher das Arsenal der wissenschaftlichen Geräte das fehlende Nass gegebenenfalls nimmt, beantwortet der Artikel nicht?
Dass die Solinger Talsperre die älteste Talsperre Deutschlands sei (die Remscheider Talsperre ist beispielsweise älter), ist ebenso falsch wie die Behauptung, dass wir aus der Großen Dhünntalsperre Rohwasser beziehen. Das aufgestaute Wasserreservoire der Großen Dhünn versorgt die Stadt Solingen mit Trinkwasser aus der Wasseraufbereitungsanlage in Dabringhausen. Zusätzlich besteht eine Rohwasser-Verbindung zwischen der Vorsperre der Großen Dhünn (ehemalige Dhünntalsperre) und der Sengbachtalsperre. Die restlichen Ungenauigkeiten liegen im normalen Bereich, den ich einer Tageszeitung zubillige.
Kommentare
Recherche...
... was ist das?
In dem Zusammenhang noch ein Tipp von mir:
http://www.stefan-niggemeier.de/blog
Recherche, Prüfung, Nachforschung
manchmal habe ich den Eindruck, dass bezieht sich heute nur noch auf den Zahlungseingang der Abonnenten und Anzeigekunden.
Upps...
Herrn Niggemeiers Blog kennst Du wohl schon, jedenfalls wenn ich den Disclaimer weiter unten richtig interpretiere.
Wassereimer
Wir haben hier in W Wasser aus Herbringhauser, Kerspe, Dhünn
und Rhein. Alles Wasser in einen Topf geschüttet, gerührt und
auf die Trinkgläser verteilt ergibt eine mittlere Wasserhärte.
Ähnlich dürfte das in Solingen auch laufen. Die Sengbach-Talsperre
dürfte für die Versorgung nur eines einen kleinen Teiles von
Solingen reichen. Daher hat deren Pegelstand wohl kaum große
Bedeutung. Er beeinflusst vielleicht das Mischungsverhältnis.
Sollte es bei euch mal knapp werden, helfen wir gerne mit ein paar
Eimern aus.
Großer Topf
Die unterschiedliche Wasserhärte ist für die Wasserwerker in der Tat ein Problem (wo das Wasser unterschiedlicher Härte aufeinander trifft, kämpft man mit Korrosion und Ablagerungen). Daher erhält Solingen seit einiger Zeit (1 oder 2 Jahre) das Trinkwasser vollständig aus Oberflächenwasser sprich Sengbachtalsperre und Große Dhünn. Man hat in den letzten Jahrzehnten festgestellt, dass der jährliche Zufluss zur Sengbachtalsperre so stark zugenommen hat, dass das Wasserwerk in Hilden Karnap nur noch als Sicherheit vorgehalten werden kann.
Das Wasser wird auch nicht zentral in einen großen Pott eingespeist, sondern dezentral in eine Ringleitung. Wem es etwas sagt: Das Wasser aus der Sengbachtalsperre wird im Strohner Wasserwerk (Glüder) aufbereitet und von dort aus auf die Krahenhöhe in einen unterirdischen Speicher neben der Lehrwerkstatt gepumpt. Das aufbereitete Wasser der Großen Dhünn kommt hingegen in Gräfrath (Olgastraße) an, das Wasser aus Karnap in Ohligs.
Wenn hier jemand mitliest, der es genauer weiß, der möge bitte sein Wissen beisteuern.
Wasserversorgung
Da ich kein Copyright verletzen möchte und den Text nicht kopieren möchte, hier ein Link mit Informationen:SWS
Ich weiß aber aus einer guten Quelle, das nur noch die Hackhauser Str. Wasser aus Karnap erhält.
Die Lützowstraße ist in Gräfrath, die Olgastr. ist in Merscheid. Die Behälter auf der Krahenhöhe und in Gräfrath sind überirdisch der in Merscheid unterirdisch.
Jetzt auch in Ohligs - Wasser aus der Sengbachtalsperre
Ich habe die Broschüre wieder gefunden. Die Umstellung von Grundwasser der Härte 2 auf Oberflächenwasser der Härte 1 erfolgte Mitte März 2003.
Herzlichen Dank für die Hinweise. Der Link auf das PDF-Dokument „125 Jahre zentrale Wasserversorgung in Solingen“ war eine gute Idee. Warum ich die Olgastraße nach Gräfrath verortet habe, da muss ich passen. Die 600 mm dicke Versorgungsleitung der Bergischen Trinkwasserverbund Gmbh (BTV) endet tatsächlich in dem oberirdischen Wasserbehälter an der Lützowstraße in Solingen-Gräfrath. Was den oder die Wasserbehälter in Krahenhöhe betrifft, jedenfalls sind es keine Hochbehälter (Türme).
Dihydrogenmonoxid
Da ich fast alle Anlagen der SWS auch von innen kenne, kann ich zu den beiden Nicht-Hochbehältern nur sagen, das sich der Wasserspiegel weitgehend unterhalb der Erdoberfläche befindet. Es ist eigentlich nur der "Luftraum" der Behälter zu sehen. Auf der Olgastr. kann man nichts davon sehen, außer dem Betriebsgebäude. Wenn du weiteren Informationsbedarf hast, dann kann ich versuchen weitere Informationen einzuholen, Stand wäre dann ca. 1999.
DHMO-Speicher
Besten Dank für das Angebot, im Moment besteht kein Handlungsbedarf.
Hier noch ein Fotos von der Krahenhöhe:
Wasserbehälter: Solingen-Krahenhöhe, 51.161877, 7.107783, westlich der Lehrwerkstatt
Die Dinger sind seit einiger Zeit saugut getarnt. Wer mehr zur weltweiten Dihydrogen-Monoxid-Verschwörung lesen will, hier ein telepolis-Link.
Lützowstraße
Ist das der?
Wbh
Genau, in der Grundkarte als Wbh. markiert.
Mischungsverhältnis
In früheren Jahrzehnten gab es in W-Vohwinkel bis
Elberfeld fast ausschließlich Rheinuferfiltrat. Dieses
Wasser ist sehr kalkreich. Der Osten der Stadt wurde
überwiegend mit Talsperrenwasser versorgt.
Diese Verteilung änderte sich in den Zeiten, in denen
hier und dort gebaut wurde
- Sanierung der Leitung von oder der Anlagen in Benrath
- zeitweise Stilllegung der Kerspe wegen Staumauersanierung
Außderem muss in einem Versorgungsgebiet (hier ganz W),
so ein Wasserwerker, jeder Kunde eine vergleichbare
Wasserqualität erhalten. Und so fing die große Panscherei
an. Die einen bekamen etwas weniger Kalk, dafür erhielten
die anderen etwas mehr Nitrate.
Wie im PDF nachzulesen, ist das Talsperrenwasser scheinbar
so weich, dass eh heftig nachgekalkt werden muss.
Ich erinnere mich an Aufenthalte in Gegenden mit sehr weichem
Wasser. Die normale Seife war damit nicht mehr von den
Fingern zu waschen.
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