Da gibt es in Solingen einen Friedhof, der mich immer wieder nachdenklich stimmt. Es fängt schon mit den Gebäuden/Institutionen an, die den Begräbnisplatz (Gottesacker) einfrieden. Am einen Ende residiert die Drogenberatung anonym e.V., am anderen das Solinger Rathaus. Den Rest geben mir die aufgestellten Schilder:
Wann mag es erneut geöffnet werden?
Genug ausgeruht ! Jetzt ist Schluss mit der Faulenzerei ?! Ihr auf Seher !
Was ist, wenn kein Eis oder Schnee liegt? Auf wessen Gefahr begehe ich dann die Wege? Leitet mich dann wieder Gott oder der Friedhofsaufseher?
Zur Krönung fehlt nur noch das Schild, dass die Tage einen Ohligser Friedhof schmückte: „Wegen Lebensgefahr Betreten verboten.“
Comments
Vorsprechen
Vorsprechen beim Friedhofsaufseher.
Herrlisch!
"Ja, das klang schon ganz gut. Du bist im Recall!"
Ein weiteres Schild
Ein weiteres Schild an einem Nebeneingang weißt darauf hin:
"Auf dem Gelände ist Radfahren jeder Art verboten".
Wie viele Arten von Radfahren es wohl gibt - schnell, langsam, sitzend, stehend, ... - ?
Einrad
Zweirad, Tandem ...
OK ;-)
Bei dem hier könnte ich ein Verbot durchaus verstehen!
GAU
Das erinnert an diesen alten Fliegerwitz:
BILD-Schlagzeile:
Größte Katastrophe in der zivilen Luftfahrt!
Kleinflugzeug stürzt auf Friedhof!
Schon hunderte von Toten geborgen!
Friedhöfe
BTW, ich bin gestern an dem Burger Friedhof vorbeispaziert. Was hat es mit dem kleinen separaten Gräberfeld westlich vom Hauptfeld auf sich? First-Class Ruhestätte oder das Feld für Zugereiste?
Ergänzende Angaben
wären hilfreich (Position).
Welchen Gottesacker meinst Du? Es gib in Burg mehrere Friedhöfe.
Burger Landstraße
Den an der Burger Landstraße unterhalb der Galapa.
Wo ist denn da noch einer?
Burger Friedhöfe
Es gibt oben neben der Burg und Kirche den Friedhof der katholischen Kirchengemeinde St. Martinus.
In Unterburg oberhalb der Solinger Straße (unterhalb der Galapa) den evangelischer Friedhof Unterburg. Östlich von dem gibt es ein Gräberfeld, zu dem ich momentan wenig weiß, außer dass dort (Zwangs-)Arbeiterinnen aus Adolfs Zeitabschnitt begraben sind.
Und dann gib es noch den ehemaligen evangelischen Friedhof an der Unterburger Kirche am Weg zwischen Unterburg und Wiesenkotten.
Kommunalfriedhof Burg
im Volksmund auch Russenfriedhof genannt, bedingt durch die Kriegsgräber darauf.
Das Gräberfeld liegt östlich vom ev. Friedhof.
Infos findest Du unter
http://www2.solingen.de/C12572F800380BE5/files/dokumentation_kriegsgraeber_in_solingen.pdf/$file/dokumentation_kriegsgraeber_in_solingen.pdf?OpenElement
Russenfriedhof
Die Grabinschriften auf dem Russenfriedhof in Unterburg, falls es jemanden interessiert:
(vor Ort abgeschrieben im Jahre 2005)
NIKITA KOTSCHMOROWA 24.01.1917 – 15.04.1945
(KOTSCHMAROW?)
WERA SELENSKAY 27.05.1902 – 6.11.1944
SAWA TIMOSCHUK 4.12.1888 – 15.04.1945
PAWEL SUMOROWA 23.06.1937- 10.11.1944
IRA ISWISCHINA 10.07.1924 – 4.11.1944
SCHENJA SOSULJA im Jahr 1926 – 4.11.1944
MARIA KOPITKO 5.06.1936 – 15.04.1945
TONI KASTIMIROWA 21.10.1923 – 4.11.1944
WERA SCHARINDA 10.05.1924 – 5.11.1944
KATJA PONKOWA 10.10.1924 – 4.11.1944
MARIA SUMOROWA 17.05.1902 – 15.04.1945
AHAFON MASLOWSKI 12.09.1898 – 4.11.1944
TANJA SCHIDLOWSKAJA 8.11.1925 – 4.11.1944
ANNA SMALISCHINSKA im Jahr 1925 – 5.11.1944
Entstehungsgeschichte
Im Oktober 2006 gab es einmal einen Artikel im Solinger Tageblatt zu diesem Thema. Der Autor Wilhelm Rosenbaum titelte:
Die toten Russinnen von Burg - Idyllisch und versteckt liegt an der Galopa der alte Burger Kommunalfriedhof. Im Volksmund heißt er „Russenfriedhof“ wegen der hier begrabenen russischen Zwangsarbeiterinnen.
Rosenbaum gibt in dem Artikel auch Auskunft über die kommunalpolitische Entstehungsgeschichte des kleinen „Russenfriedhofs“, der versteckt im Wald an einer Böschung zur Wupperseite hin vor der Burger Höhe liegt.
Demnach erklärten die beiden ortsansässigen Pfarrer 1920 ihre beiden Burger Gräberfelder für "ungläubige oder abtrünnige" Zeitgenossen für überfüllt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man besagte Personengruppe stillschweigend auf den bestehenden Friedhöfen beerdigt.
Die Suche nach einem geeigneten, "abseits des Verkehrs" gelegenen Örtchens und die finanzielle Streiterei um selbiges nahmen fast ein geschlagenes Jahrzehnt in Anspruch - ergebnislos.
Erst der bekannte Burger Kunstmaler Erich Hasenclever setzte dem Gezeter der Streithähne (ein orstansässiger Malermeister als Grundstücksanbieter und der Bürgermeister) ein Ende, in dem er der Stadt Burg zwei Parzellen an der Galopa verkaufte.
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