Die Tage hatte ich das Solinger Tageblatt bei der Berichterstattung über den Auer Kotten lobend erwähnt. Heute bringt die Solinger Intelligenz eine Rechtfertigung, warum die Kanuten nicht dem historischen Wehr am Wipperkotten schaden, die nur so voll Ungenauigkeiten, wenn nicht sogar Fehler steckt.
Hier der Link auf den Originalbeitrag im ST: Wupper drückt aufs alte Wehr
Wo soll ich anfagen? Wenn Hans-Jürgen Funke bei hohem Wasser auf der Wupper flussabwärts unterwegs ist … stellt sich mir direkt die Frage, ob er bei niedrigem Wasser flussaufwärts unterwegs ist. OK, der Chefredakteur würde mich jetzt wieder in die Nähe eines Korinthenkackers rücken.
Wann die [alte Fischtreppe] gebaut wurde, weiß so genau hier kaum jemand. Muss das jeder wissen?
Das Wehr ist seit 1974 denkmalgeschützt Das Wehr ist seit Mai 1983 bzw. September 1984 in der Solinger Denkmalliste eingetragen (so die Daten der Unteren Denkmalbehörde). Die Familie Rodenkirchen (Innenkotten) schreibt auf ihrer Webseite: „Kurz vor dem geplanten Abriss des Wipperkottens wurde durch private Initiative die gesamte Kottenanlage mit Stauwehr 1955 unter Denkmalschutz gestellt.“
Das Wehr selbst stammt ungefähr aus dem 17. Jahrhundert. Woher weiß man das? Vermutlich hat der Kajakfahrer bei einer seiner Eskimorollen das Bauschild entdeckt. Ja, es soll eine urkundliche Erwähnung des Wipperkotten aus dem Jahre 1605 geben. Aber dadurch das heutige Wehr in diese Zeit zu datieren, halte ich für eine gewagte These.
Bei Hochwasser kann der Fluss 27 km/h erreichen. Bei extremem Hochwasser heißt das sogar bis zu zwei Meter pro Sekunde. Rechnen wir mal ein wenig 27 km/h == 27000m/h. Eine Stunde hat 3600 Sekunden => 27000/3600 m/s = 7,5 m/s . Und bei extremen Hochwasser NUR 2 m/s? Da stimmt was nicht. Oder ich kann nicht mehr rechnen.
Dann drücken 240 m³ in der Sekunde auf jedes Hindernis. Keine Ahnung, woher das ST diese Mengenangabe hat. Am Pegel Glüder steht etwas von 204 m³/s als höchster Mengenabfluss im Jahre 1970. Und dass diese Wassermassen dann auf jedes Hindernis drücken …
„Dort stand bis in die 70er Jahre das Wehr des alten Untenfriedrichstaler Kottens“, sagt Funke. Das lieferte bis 1941 die Wasserkraft für den ungewöhnlich großen Produktionsbetrieb. In den 80er Jahren wurde die Mauer im Fluss abgerissen.
1941 ging das Wasserrad des Untenfriedrichstaler Kottens zu Bruch, anschließend stellte man auf eine Turbine um. Diese wurde ebenfalls durch die Kraft des aufgestauten Wupperwassers angetrieben. Wie kann das Wehr nur bis in die 70er Jahre gestanden haben, wenn die zugehörige Mauer erst in den 80 Jahren abgerissen wurde?
Dass das Wehr gut zwei Kilometer weiter flussaufwärts zum Wipperkotten lag, ist eine leichte Übertreibung; 1500 Meter treffen eher zu. Und was das nicht mehr vorhandene Wehr mit der Zerstörungskraft der Wupper zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. OK, die Baumstämme, die nach dem Auer Kotten (dort gibt es noch ein intaktes Wehr) in die Wupper fallen, treffen irgendwann als Treibgut auf das Wehr des Wipperkottens.
WIPPERKOTTEN Original erhaltene Doppelkottenanlage aus dem 17. Jahrhundert. Der Innenkotten wurde nach 1945 zu Wohn- und Atelierräumen umgebaut. Erste urkundliche Dokumente sollen aus dem Jahre 1605 stammen. Die heutige Doppelkottenanlage ist mitnichten original erhalten. Spätestens mit den Bränden in den Jahre 1783 und 1858 gab sich das mit dem Original. Der Innenkotten wurde 1954 von Hans Karl Rodenkirchen entdeckt und später von ihm in sein Wohnhaus und Atelier umgebaut. [Diese Textpassage stammt vermutlich aus einem Aufsatz von Jochem Putsch; Der Wipperkotten in Solingen, Rheinische Kunststätten Heft 462, 2002]
Auf der Wupper und anderen Flüssen hat Kanute Funke mehr als 120 000 Flusskilometer in 30 Jahren zurückgelegt. Fleißig der Herr; nach Schürmanns Rechenbuch müsste er dann knapp 11 Kilometer am Tag und zwar jeden Tag mit seinem Boot unterwegs gewesen sein.
So, als Fragen und Anmerkungen soll das reichen.
Kommentare
Wipperkotten
dieser Kommentar über den Kanuten Herr Funke und die Einzelheiten der angeblichen Zerstörung durch Hochwasser ist einfach gut recherchiert. Weiter so Michael, dass macht mal wieder Freude bei Dir zu lesen.
Wupperwandel
Wer ist denn hier der Korintenkakker.
Wer die Km von Herrn Funke nicht glaubt, kann gerne bei uns vorbei kommen und dies überprüfen.
Wenn "Mann" keine Ahnung vom Paddeln hat sollte er sich mit seinen Äußerungen über Leistungen anderer stark zurückhalten.
Wer auf er einen Seite nicht weiß, wann die Fischtreppe gebaut wurde und ihm dass aber auch egal ist, sich aber auf der anderen Seite über 500m mokiert, bei dem kann etwas nicht stimmen.
Ob 70 iger oder 80 iger spielt hier auch keine Rolle hätte "Mann" den Bericht korrekt gedeutet.
Wer keine Ahnung von Wasserdynamiken hat, kann sich auch nicht vorstellen, was für ein Druck bei Hochwasser auf jedes Hindernis wirkt, zB. Baumstämme die gegen die Wehrkrone schlagen. Egal ob dies nun 200m³/s sind oder nicht. Aber der Paddler, der macht mit seinem kleinem Böötchen das Wehr kaputt.
Das an dem Wehr seit mehreren Jahrzehnten nichts gemacht wurde wird hier auch schön verschwiegen.
Da aber hier kein Verstehen gewollt ist, ist es hier auch müssig "Mann" weiter aufzuklären.
Kurz noch zur Info:
Steht etwas unter korrektem Denkmalschutz, darf daran nicht etwas angekatscht werden, wie hier mit der Fischtreppe geschehen.
Wir fordern Sie hiermit hiermit auf, diese rufschädigenden Äußerungen gegenüber Herrn Funke sofort zu entfernen, hierfür setzen
wir Ihnen eine Frist bis zum 24.05.12. Sollte diese Frist fruchtlos verlaufen, werden gerichtliche Schritte
eingeleitet, ggfs. Strafanzeige gestellt.
Hochachtungsvoll
Thomas Becker
Gewässer- und Umweltbauftragter des Deutschen-Kanu-Verbandes Bezirk 5
Drohung
Sehr geehrter Herr Becker, meine Kontaktdaten für eine persönliche Kontaktaufnahme finden sie im Impressum.
Ich habe keine Probleme damit, wenn Sie die Dinge, die ich angemerkt und als fraglich beschrieben habe, korrigieren und richtig stellen!
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