Kino

Aus der Abteilung: Solingens schönste Ecken

Beginnen wir die Kehr-Woche mit einem kleinen Bilderrätsel.

Gefängnis?Gefängnis?

Hat jemand eine Idee zu dem Gebäude? Funktion? Wo?

Auflösung
Es handelt sich tatsächlich um ein Kino, genauer gesagt um das „Deli“.

Deli (Höhschscheid) Neuenhofer Straße 110: Der Film "Die Mädels vom Immenhof" erschien 1955 (Foto: Kino Heimat Solingen)Deli (Höhschscheid) Neuenhofer Straße 110: Der Film "Die Mädels vom Immenhof" erschien 1955 (Foto: Kino Heimat Solingen)

Hier etwas zur Geschichte:

  • Eröffnet im August 1937
  • wiedereröffnet nach Teilzerstörung am 14. Juni 1947 mit „Wiener Geschichten“
  • Betreiber: Liesel Koenen
  • Plätze: 400 (1957)
  • geschlossen am 16. Aug. 1962

1928 unter dem Namen „Alhambra“ in einem Gasthaussaal eröffnet, später als „Union“ weitergeführt, ging das Kino 1937 in die Hände der Familie Pinell-Koenen über und erhielt nach einer umfassenden Neugestaltung den Namen „Deli“ („Deutsche Lichtspiele“). Obwohl die leichten Kriegsschäden schnell beseitigt waren, erteilte die britische Militärregierung die Teilgenehmigung zur Filmvorführung erst im Sommer 1947. Das „Deli“ durfte nun abwechselnd mit einem Walder Kino einen Film vier bzw drei Tage spielen. Vorher diente der Saal als Bühne für Varieté-Programme. Kurze Zeit gehörte das „Deli“ dann neben dem „Grünewald“ und dem provisorischen „Palast-Theater“ an der Blumenstraße zu den der Innenstadt am nächsten liegenden Kinos. Obwohl im Stadtteil Höhscheid gelegen, wurde das „Deli“ im Verleihgeschäft der Innenstadt Solingens zugerechnet und nicht wie die anderen „Stadtteilkinos“ in der Film-Verwertungskette behandelt. So konnten hier sogar Solinger Erstaufführungen bekannter Filme wie „Schmutziger Lorbeer“ und „Lohn der Angst“ über die Leinwand flimmern.

Das Programm des „Deli“ war überwiegend auf Spannungs- und Actionfilme aus internationaler Produktion ausgerichtet. Heitere Unterhaltung machte weniger als ein Drittel des Filmangebotes aus. Es ähnelte damit durchaus dem des benachbarten „Grünewald“. Der Filmwechsel am Dienstag gehörte hier zur Regel. An diesem Profil änderte sich auch nichts Grundlegendes, als mit der Eröffnung des „Lux am Dreieck“ am 7. April 1957 aus dem „Deli“ das „Zweitkino“ der Betreiberin Koenen wurde. „Deli“, Grünewald“ und „Palast“ in der Randlage zur Innenstadt boten vor allem für junge männliche Besucher mit ihren Spannungsfilmen das Kontrastprogramm zu den „seriösen“ Kinos im Stadtzentrum. Ab 1958 sanken die Besucherzahlen in dem alten Höhscheider Lichtspielhaus rapide, doppelt so stark wie insgesamt in Solingen. 1961 ging nur noch die Hälfte der Zuschauer von 1958 ins „Deli“, in ganz Solingen hingegen war die Besucherzahl lediglich um ein Drittel gesunken. Wenn man schon seltener ins Kino ging, dann wählte man dafür die moderneren Lichtspielhäuser aus. Die Betreiberin entschloss sich deshalb das „Deli“ im Sommer 1962 nach einem Vierteljahrhundert zu schließen und in der Folgezeit ihren Kinobetrieb ausschließlich auf das „Lux am Dreieck“ zu konzentrieren.

(Quelle: J. Becker u. G. Mergard u. R. Rogge (Hrsg.), Kino Heimat Solingen, Solingen, 2010.)

So würde es heute möglicherweise aussehen:

Neuerhofer Straße 110: links Nummer 112, 112a (im April 2011)Neuerhofer Straße 110: links Nummer 112, 112a (im April 2011)

Nach der Zeit der Lichtspiele gastierte „Aldi“ mit seinem Paletten-Cuttermesser-Pappkarton-Auftritt dort.

"Ich und meine Schwiegersöhne"

Am Wochenende schlappte ich durch Wald und musste dieses Gebäudeensemble fotografisch festhalten.

ReichskanzlerstraßeReichskanzlerstraße

Weiß einer, was es mit der Überschrift (in Verbindung mir dem Bauwerk) auf sich hat ?

Nachtrag: Auflösung in den Kommentaren.

Kino Heimat Solingen

über die Glanzzeit des Kinos. So heißt die gedruckte Dokumentation zur gleichnamigen Ausstellung im Solinger Theater, die am heutigen Sonntag von Norbert Feith, Oberbürgermeister der Stadt Solingen eröffnet wurde.

Ausstellungseröffnung: Links der Herr, auf den der Hund aufpasst, ist Wolfgang „Coco“ Teuber, der für sein Kino 16 Lebensjahre unter der Erde verbrachte *Ausstellungseröffnung: Links der Herr, auf den der Hund aufpasst, ist Wolfgang „Coco“ Teuber, der für sein Kino 16 Lebensjahre unter der Erde verbrachte *

Die Ausstellung will uns die Glanzzeit der traditionellen Kinos in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts näherbringen. Bei denen, die sie selbst erlebt und gestalten haben, werden sicherlich schöne Erinnerungen geweckt. Die Spätergeborenen erhalten einen Eindruck von einer Zeit, in der das Kino noch „Magnet der Massen“ war.

Die Ausstellung im Theater ist geöffnet bis zum 11. Juli 2010, mittwochs 15–18 Uhr, sonntags 13–17 Uhr.

Heute: Parkett: 1,40 DM -- Loge: 1,70 DMHeute: Parkett: 1,40 DM -- Loge: 1,70 DM

Kann sich noch jemand an Eiskonfekt erinnern, dass immer vor dem Hauptfilm verkauft wurde, während man selber hibbelig auf das nahende Dunkel fieberte? Das Gefrorene gab es heute als Zuckerl nach dem ganzen offiziellen Gerede.

Web-Verweise: 1957 gab es in der Klingenstadt 19 Kinos

Holzklasse: Sperrsitz ?Holzklasse: Sperrsitz ?

*Nachtrag: Ich habe ein paar Seiten in dem Druckwerk geschnuppert. Alleine das Interview von Stefanie Ohliger mit Coco Teuber, der nach eigenen Angaben 16 Jahre seines Lebens im Keller respektive seinem Kino verbrachte, bevor er angeblich an einem ihm nicht wohlgesonnenen Typen der Bauaufsicht scheiterte, ist den Preis des Buches (15 Euro) wert. Zitat Coco: „Weil es nämlich so viele Deppen gibt (in Solingen ?). Apropos Deppen: Was die da jetzt wieder mit dem Karstadtgebäude und dem Turmhotel vorhaben, ist auch wieder ziemlich bescheuert. Ich habe ja die Idee, aus dem Ganzen eine Moschee zu machen. Der Turm für den Muezzin steht schon, und unten im Karstadt können die sich reinsetzen und beten. Würde aber natürlich niemand haben wollen.“ So kennt man ihn.

Ich habe noch etwas von unserem Visionär im Zwischennetz gefunden: ”... dann kommen vielleicht nur noch ein paar Männeken ...” (tacheles, Nr.8. Dezember 1997)

Rote Mühle

Rote Mühle: Kinoanzeige am 6. September 1940 in der Rheinischen LandeszeitungRote Mühle: Kinoanzeige am 6. September 1940 in der Rheinischen Landeszeitung

Ob es großes Kino war, weiß ich nicht. Ist schon beeindruckend, wenn man durch alte Zeitungen blättert. Während Hermann Göring mit seinen Schergen London mehr oder minder in Schutt und Asche legte, konnte man sich in Solingen ein reizendes neues Lustspiel, das nicht nur eine Reihe der beliebtesten Darsteller vereinigte, sondern auch inhaltlich viel bot, ansehen. (O-Ton Werbung) Mit von der Partie waren in den Hauptrollen Ida Wüst, Grethe Weiser und Theo Lingen.

Inhalt: Die Geschichte von der lebenslustigen Frau Mahnke, von der niemand weiß, was sie in der Nacht tut, von der Bardirectrice Fiffi, die den Mund auf dem rechten Fleck hat, von dem Oberkellner Kummerhahn, der immer zwischen den Parteien steht, von verliebten jungen Leuten und einem Privatdetektiv, der auf falscher Fährte ist.

Obwohl oder vielleicht weil die Ufa-Wochenschau und ein Kulturfilm im Preis eingschlossen war, waren Jugendliche nicht zugelassen.

Weidenhof-Lichtspiel in Solingen-Krahenhöhe – Es gab mal Zeiten, da hatte jeder Stadtteil mindestens ein Lichtspielhaus (Kino), die Namen hochtrabend wie Film Palast, Moderne Lichtspiele, Capitol, Deli-Lichspiele, Universum, Mangenberger Lichtspiele, Central Theater, Palast Theater, … Keller-Kino. Überlebt haben derzeit das Kino in der Cobra und das Cinemaxx Solingen.

Rote Mühle

Rote Mühle

Kinoanzeige am 6. September 1940 in der Rheinischen Landeszeitung

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