Unter dem 12.6.1744 wurde durch die Regierung die Friedhofsanlage gewährt, und zwar gemäß der Bitte der lutherischen Gemeinde: vorbehaltlich des auf dem Oberburger Friedhofe zu behaltenden Erbbegräbnisses und des Gebrauches des katholischen Geläutes. Die onera parochialia aber habe die lutherische Gemeinde weiter an die katholische zu leisten. …
Der neue Friedhof wurde nun bald in Erbgräber aufgeteilt und am 17.8.1744 der Verkauf von 105 numerierten Grabstätten protokollarisch festgehalten. Das diesen Vorgang festlegende Grabstättenlagerbuch ist noch vorhanden. Eigene Gräber wie im übrigen auch eigene Kirchensitze zu haben war eine gute bergische Sitte. Hier in Burg trat aber nun noch ein Besonderes dazu, über das leider die Urkunden nicht mehr vorfindlich sind. Hier ließ sich nämlich das damals lebende Geschlecht gleichzeitig mit dem Grabkauf oder bald nach Anlage de Friedhofes (es findet sich gelegentlich auf einem Grabstein die Zahl 1745) sicherlich von ein und demselben Steinmetzen auch die Grabsteine setzen, ein wohl ziemlich einmaliger Fall, der zur Folge gehabt hat, dass trotz des vermutlich erheblichen Verlustes an Grabsteinen, das heute noch Vorhandene als ein einmaliges Kunstwerk anzusehen ist.
Die Grabsteine dürften im wesentlichen nach einer bestimmten Vorlage gefertigt worden sein und wurden wohl mit der gesamten Inschrift einschließlich Sprüchen fertig aufgestellt. Was fehlte, waren lediglich Zehner und Einer der Todesjahreszahl und das genau Datum. So sehen alle Inschriften auch ziemlich gleichlautend aus. Woher kommt es nun, dass auf einzelnen Steinen die Todesdatumsangabe fehlt? Es kann der auf dem Stein Genannte anderswo gestorben sein. Wahrscheinlich ist es aber, dass dieser kleine und doch wichtige Nachtrag – weil ja das wichtigste: der Stein samt Aufschrift, längst da war – einfach vergessen worden ist. Das beweist die Tatsache, dass gelegentlich auf einem Stein das Todesdatum von anderer Hand unbeholfen nachgetragen worden ist.
Man mag sich nun etwa vorstellen, dass die Gemeindeglieder jener Tage nach beendetem Gottesdienst gern einen Gang über den Gottesacker taten, auf dem ja ihre Grabsteine bereits standen, und in Ansehen der Stätten, da einst ihre verblichenen Leiber liegen sollten, sich auf den künftigen Tod hin immer wieder der Trostkraft der Sprüche versicherten, die sie auf ihren Grabsteinen hatten einmeißeln lassen.
Während diese Grabsteine aus der Anlagezeit des Gottesackers alle stehend angeordnet sind, finden sich zwei mächtige liegende Grabplatten aus 1780 sowie eine die Einheitlichkeit störende abgebrochene Säule und das inmitten des Friedhofes aufgestellte Grabmal des Pfarrers Reuter. Die Grabsteine weisen durchgängig Rokoko-Ornamente auf, die ebenfalls in der Art der Veränderung ihrer Grundelemente auf die Werkstatt eines einzigen Künstlers schließen lassen. Außerdem tragen die Steine oben meist einen Engelkopf und sind von Totenkopf und Totengebein flankiert. Gelegentlich erscheint auch der Name des Toten figürlich versinnbildlicht (z.B. Fischer – durch einen Fisch; Schreiber – durch eine schreibende Hand.)
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