April 2011

Die Brautpaargrotte

Wer in Solingen sich das standesamtliche Ja-Wort gibt, der kommt an diesem Prachtbau nicht vorbei.

Haus Kirscheide, Neuenhofer Straße 36: denkmalgeschützer Bau, Standesamt der Stadt SolingenHaus Kirscheide, Neuenhofer Straße 36: denkmalgeschützer Bau, Standesamt der Stadt Solingen

Was die Geschichte des Hause betrifft, die kann man in groben Zügen auf der Homepage der Stadt Solingen unter Haus Kirschheide nachlesen. Da die Seite gerne unter Ladehemmung leidet, habe ich den Text geguttenbergt:

Das Haus Kirschheide ist eine wunderschöne Villa, die Ende des 18. Jahrhunderts [1782, Weiße Seite der Kirschheide, Rthal, II19] im klassizistischem Stil erbaut wurde. Das prächtige Anwesen blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Als eines der ersten Steinhäuser in der Gegend, an der alten "Rhein-Chaussee" gelegen, diente es zunächst einem Solinger Stahlwarenkaufmann [Joh. Abraham Knecht Joh. Sohn, Rthal, II186] als kombiniertes Wohn- Geschäftshaus. Der Name "Haus Kirschheide" geht auf die Schleiferfamilie Kirsch zurück, die Anfang des 18. Jahrhunderts auf dem "Gut an der Heiden" ansässig war.

a. d. Heide: Karte von Ploennies aus dem Jahre 1715a. d. Heide: Karte von Ploennies aus dem Jahre 1715

Die Straße nach Köln verband Solingen aber nicht nur mit der großen Geschäftswelt, sondern brachte auch mancherlei Kriegsvölker und drückende Einquartierungen mit sich, wie z. B. 1796 die französische Besatzung. Nach 1815 wurde das Haus für anderthalb Jahrzehnte administratives und gesellschaftliches Zentrum des neugeschaffenen Landkreises Solingen. Als Wohn- und Amtssitz des preußischen Landrates war es gewissermaßen Knotenpunkt für alle "Befehle von oben" und alle "Wünsche von unten".

Weiße Seite der Kirschheide: (vor 1972, Quelle Rsthal.BII87)Weiße Seite der Kirschheide: (vor 1972, Quelle Rsthal.BII87)

Zwei Jahrzehnte später kam es jedoch zu einem unschönen Ereignis im Haus Kirschheide. Der erste Solinger Landrat, Freiherr Ludwig von Voß, soll sich hier - nachdem er einen Brief mit Schillers Wallenstein-Zitat hinterlassen hatte "Ich bin müde und des Lebens satt", wohl infolge hoher Privatschulden, - erschossen haben.

Nachdem auch die Verwaltung des inzwischen erweiterten Landkreises nach Opladen verlegt worden war, wurde es zunächst von einem Kaufmann genutzt und 1849 vom Höhscheider Bürgermeister Peter Daniel Berger erworben. Dieser vererbte es seiner Tochter, die mit dem Präsidenten der Solinger Industrie- und Handelskammer und späteren Kreistagsabgeordneten August Neeff verheiratet war. Für seine Verdienste um die große Weltausstellung in Wien wurde Neeff 1873 vom Kaiser mit dem Roten Adler Orden ausgezeichnet.

1920 ging Haus Kirschheide in den Besitz der Fabrikantenfamilie Felix über, die das Anwesen mit hohem finanziellen Aufwand renovierte.

Im zweiten Weltkrieg diente das Haus mit seinem großen Mittelgewölbe im felsgemauerten Keller manchem Höhscheider Bürger als Luftschutzraum.

1967 erwarb die Stadt Solingen das Gebäude, um es im Zuge ihrer Verkehrsplanung dem Erdboden gleichzumachen. Zum Glück kam es nicht dazu. Nach einer aufwändigen Generalsanierung wurde Haus Kirschheide 1979 Sitz der "Zentralstelle für den deutschsprachigen Chorgesang in aller Welt".

Ende 1993 zog das Solinger Standesamt hier ein, und seitdem bildet das prächtige Anwesen die edle Kulisse fürs Jawort.

Apropos edle Kulisse: Der Knaller ist diese künstliche Grotte im Garten der Villa.

Die Grotte für das Brautpaar am  Haus KirschheideDie Grotte für das Brautpaar am Haus Kirschheide

Frage: Weiß jemand, welche Häuser zur Blauen Seite der Kirschheide (Rokoko,1772) zähl(t)en? Blau = Schiefer?

Solinger Behausungen im Wandel der Zeit

Schon bemerkenswert, wenn man die unterschiedlichen Baustile an einer Straße wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht findet.

Fachwerkhaus an der Neuenhofer Straße: Nr. 112a, steht seit dem 15.08.1988 unter DenkmalschutzFachwerkhaus an der Neuenhofer Straße: Nr. 112a, steht seit dem 15.08.1988 unter Denkmalschutz

Steinbau an der Neuenhofer StraßeSteinbau an der Neuenhofer Straße

Kunststoffbau an der Neuenhofer StraßeKunststoffbau an der Neuenhofer Straße

Aus der Abteilung: Solingens schönste Ecken

Beginnen wir die Kehr-Woche mit einem kleinen Bilderrätsel.

Gefängnis?Gefängnis?

Hat jemand eine Idee zu dem Gebäude? Funktion? Wo?

Auflösung
Es handelt sich tatsächlich um ein Kino, genauer gesagt um das „Deli“.

Deli (Höhschscheid) Neuenhofer Straße 110: Der Film "Die Mädels vom Immenhof" erschien 1955 (Foto: Kino Heimat Solingen)Deli (Höhschscheid) Neuenhofer Straße 110: Der Film "Die Mädels vom Immenhof" erschien 1955 (Foto: Kino Heimat Solingen)

Hier etwas zur Geschichte:

  • Eröffnet im August 1937
  • wiedereröffnet nach Teilzerstörung am 14. Juni 1947 mit „Wiener Geschichten“
  • Betreiber: Liesel Koenen
  • Plätze: 400 (1957)
  • geschlossen am 16. Aug. 1962

1928 unter dem Namen „Alhambra“ in einem Gasthaussaal eröffnet, später als „Union“ weitergeführt, ging das Kino 1937 in die Hände der Familie Pinell-Koenen über und erhielt nach einer umfassenden Neugestaltung den Namen „Deli“ („Deutsche Lichtspiele“). Obwohl die leichten Kriegsschäden schnell beseitigt waren, erteilte die britische Militärregierung die Teilgenehmigung zur Filmvorführung erst im Sommer 1947. Das „Deli“ durfte nun abwechselnd mit einem Walder Kino einen Film vier bzw drei Tage spielen. Vorher diente der Saal als Bühne für Varieté-Programme. Kurze Zeit gehörte das „Deli“ dann neben dem „Grünewald“ und dem provisorischen „Palast-Theater“ an der Blumenstraße zu den der Innenstadt am nächsten liegenden Kinos. Obwohl im Stadtteil Höhscheid gelegen, wurde das „Deli“ im Verleihgeschäft der Innenstadt Solingens zugerechnet und nicht wie die anderen „Stadtteilkinos“ in der Film-Verwertungskette behandelt. So konnten hier sogar Solinger Erstaufführungen bekannter Filme wie „Schmutziger Lorbeer“ und „Lohn der Angst“ über die Leinwand flimmern.

Das Programm des „Deli“ war überwiegend auf Spannungs- und Actionfilme aus internationaler Produktion ausgerichtet. Heitere Unterhaltung machte weniger als ein Drittel des Filmangebotes aus. Es ähnelte damit durchaus dem des benachbarten „Grünewald“. Der Filmwechsel am Dienstag gehörte hier zur Regel. An diesem Profil änderte sich auch nichts Grundlegendes, als mit der Eröffnung des „Lux am Dreieck“ am 7. April 1957 aus dem „Deli“ das „Zweitkino“ der Betreiberin Koenen wurde. „Deli“, Grünewald“ und „Palast“ in der Randlage zur Innenstadt boten vor allem für junge männliche Besucher mit ihren Spannungsfilmen das Kontrastprogramm zu den „seriösen“ Kinos im Stadtzentrum. Ab 1958 sanken die Besucherzahlen in dem alten Höhscheider Lichtspielhaus rapide, doppelt so stark wie insgesamt in Solingen. 1961 ging nur noch die Hälfte der Zuschauer von 1958 ins „Deli“, in ganz Solingen hingegen war die Besucherzahl lediglich um ein Drittel gesunken. Wenn man schon seltener ins Kino ging, dann wählte man dafür die moderneren Lichtspielhäuser aus. Die Betreiberin entschloss sich deshalb das „Deli“ im Sommer 1962 nach einem Vierteljahrhundert zu schließen und in der Folgezeit ihren Kinobetrieb ausschließlich auf das „Lux am Dreieck“ zu konzentrieren.

(Quelle: J. Becker u. G. Mergard u. R. Rogge (Hrsg.), Kino Heimat Solingen, Solingen, 2010.)

So würde es heute möglicherweise aussehen:

Neuerhofer Straße 110: links Nummer 112, 112a (im April 2011)Neuerhofer Straße 110: links Nummer 112, 112a (im April 2011)

Nach der Zeit der Lichtspiele gastierte „Aldi“ mit seinem Paletten-Cuttermesser-Pappkarton-Auftritt dort.

Sonntag

Was macht man an einem sonnigen Sonntag? Genau, man besucht einen Friedhof. Heute die evangelische Ausgabe in Höhscheid.

unbekanntes Luftkriegsopfer: † 1944unbekanntes Luftkriegsopfer: † 1944

Ready for LiftoffReady for Liftoff

Knocking on Heavens DoorKnocking on Heavens Door

Den Löwen habe ich nach Stunden dann doch noch gefunden.

Familie Christian BauerFamilie Christian Bauer

1848 - Am Wegesrand

Gestern bot die Interessengemeinschaft Stadtführungen eine öffentliche Führung an. Thema:

Auf den Spuren des Bergischen Aufstandes

Der Stadtführer Hans-Günter Koch regte den wanderlichen Appetit mit folgender Beschreibung an:
Im Frühjahr des Jahres 1848 kam es zu revolutionären Aufständen in vielen Teilen Deutschlands. Im Bergischen Land und besonders im Kreis Solingen waren die Aufstände geprägt vom Kampf gegen das Truck-System (Warenzahlen [Der englische Begriff bezeichnet die Entlohnung von Arbeitern mit Naturalien an Stelle von Bargeld]) und der Not der Arbeiter. Es kam zu Maschinenstürmereien. Die Aufstände wurden zunächst niedergeschlagen, flammten ein Jahr später aber wieder auf. Wir begeben uns auf eine Wanderung entlang des Weges der Aufständischen vom Werwolf nach Höhscheid (ca. 2,5 Std.).

Mein Fazit: noch ausbaufähig. Nachlesbar die Meinung von Herrn Broch vom ST aus dem Jahre 2010.

Bei der Wanderung vom Dorper Schützenfeld (Lage etwa beim heutigen Bahnhof Mitte, 16. März 1848 Versammlungsort) über Küllenbergskotten (Weinsbergtal) zum Höhscheider Rathaus kamen wir an folgendem Haus vorbei. Hat jemand eine Idee, welche Geschichte sich dahinter verbirgt?

altes Gebäude: an der Brühler Straßealtes Gebäude: an der Brühler Straße

Kann jemand mit den Begriffen Strunzsiedlung und Hämorrhoidenviertel etwas anfangen?

Willkommen in der Restekammer

Toilette :: restroomToilette :: restroom

Wasserkraft aus dem Eschbach

so betitelte redaktionell gestern das Solinger Tageblatt eine „Werbeveranstaltung“ der Remscheider Stadtwerke: Wasserkraft aus dem Eschbach (Solinger Tageblatt 14.04.2011)

Ein Satz fiel mir besonders auf:
Ausschnitt Solinger Tageblatt vom 14.4.2011: Wasserkraft aus dem EschbachAusschnitt Solinger Tageblatt vom 14.4.2011: Wasserkraft aus dem Eschbach

Jetzt frage ich mich, wie diese direkte Lieferung technisch realisiert ist. Hat man ein spezielles Kabel aus der Schweiz bis nach Remscheid gelegt, füllt man den Strom in Tanklastwagen ab und karrt ihn in die „Seestadt auf dem Berge“? Offensichtlich hat die Remscheider Stadtwerke das Problem mit der Stromverteilung gelöst. TOLL! Und uns erzählt man seit Tagen gebetsmühlenartig, dass diese Netze erst für teures Geld gebaut werden müssten.

Bin gespannt, was die Unterburger sagen, wenn man die Talsperre im Schwallbetrieb zur Stromerzeugung „leerlaufen“ lässt.

Stromerzeugung regenerativ: (November 2009 am Wasserwerk Strohn/Sengbachtalsperre)Stromerzeugung regenerativ: (November 2009 am Wasserwerk Strohn/Sengbachtalsperre)

Mit unseren Wasserkraftanlagen erzeugen wir momentan 233kW regenerativen Strom: (November 2009 am Wasserwerk Strohn/Sengbachtalsperre)Mit unseren Wasserkraftanlagen erzeugen wir momentan 233kW regenerativen Strom: (November 2009 am Wasserwerk Strohn/Sengbachtalsperre)

Nachtrag:
Hier die EWR-Pressemitteilung: EWR natur - das neue Ökostromprodukt der EWR GmbH aus 100 Prozent Wasserkraft
( Ein Blick in das Zertifikat bringt folgendes ans Tageslicht: Die 4'417 MWh werden zwischen dem 1.07.2011 und 31.12.2011 vom Kraftwerk Küblis oder den Engadiner Kraftwerken erzeugt und ins Schweizer Stromnetz eingespeist.)

Im Leben muss man Prioritäten setzen

ein Stern vor der Haustüreein Stern vor der Haustüre

Die Keimzelle der Solinger Grünen.

Lebenshilfe übernimmt Birkerbad nicht

So der Titel der Pressemitteilung 234pe - 14.04.2011 der Stadt Solingen.

Wannenbad im Birker Bad: die Wasse ist leerWannenbad im Birker Bad: die Wasse ist leer

Im Wortlaut:

(pa) „Nach intensiver nochmaliger Prüfung des Projekts hat der Vorstand der Lebenshilfe beschlossen, von der Übernahme des Hallenbades Birkerstraße Abstand zu nehmen.“ Mit diesen Worten zog Lebenshilfevorsitzender Kurt Reiner Witte heute das Fazit unter ein etwa einstündiges, in guter Atmosphäre verlaufenes Gespräch mit Oberbürgermeister Norbert Feith und den Beigeordneten Hartmut Hoferichter und Ernst Schneider.

„Die Entscheidung ist der Lebenshilfe außerordentlich schwer gefallen“, so Kurt Reiner Witte. Die Ereignisse in Fukushima hätten nun dramatisch vor Augen geführt, wie rasch die Energiepreise, kritischer Faktor beim Betrieb eines Hallenbades, in die Höhe schnellen könnten. Solche Zukunftsrisiken könne der Verein nicht tragen. Der Vorsitzende bedankte sich bei der Stadt und allen Verhandlungspartnern für die Offenheit, die Fairness und das große Engagement, das trotz hohen Geld- und Zeitaufwandes nun leider doch nicht zum erhofften Ziel geführt habe.

Auch Oberbürgermeister Norbert Feith bedauerte die Entscheidung: „Die Verwaltung hat in der Vergangenheit erhebliche Anstrengungen unternommen, die Rahmenbedingungen günstig zu gestalten.“ Auch das Problem der Umsatzsteuer, das die Verhandlungen zum Stocken gebracht hatte, sei letztlich gelöst worden. Doch nun müsse die Stadt in die Zukunft schauen. Fürs erste werde die Stadt das Bad für das Schul- und Vereinsschwimmen offenhalten. Mit dem Ziel, die Fördermittel für den Standort zu erhalten, werde die Verwaltung nun Möglichkeiten für weitere Entwicklungsoptionen prüfen.

Was ist nicht so ganz verstehe: Was hat Fukushima jetzt mit den Energiepreisen für das Bad zu tun? Steht ein Siedewasserreaktor im Keller?

Hier fehlt etwas

unverputztes Mauerwerkunverputztes Mauerwerk

Hat jemand eine Idee?