Omega -- Erfolg und Vertreibung

Omega-Werk an der Kölner Straße: beim AbrissOmega-Werk an der Kölner Straße: beim Abriss

1847 ließ sich der Blechschläger und Eisenwarenhändler Joseph Feist in Solingen nieder. Nach 1870 handelte er zusammen mit seinem Bruder Abraham auch mit Schneidwaren. Später gründete Abraham Feist das Lunawerk in der Eintrachstraße, Joseph Feist das Omega-Werk an der Kölner Straße 18. In dem viergeschossigen Fabrikgebäude befand sich auch das Handelskontor. Nach dem Tod des Firmengründers leiteten dessen Söhne Alfred, Julius, Max und Siegfried das Unternehmen. Neben Schneidwaren vertrieb man weltweit Haushaltsartikel sowie Küchengeräte aus Blech, Zink und Drahtgeflechten. In den 1930er Jahren beschäftigte das Werk bis zu 110 Personen. Zu dieser Zeit zählten in Solingen sechzehn jüdische Familien zur Stahlwarenbranche. Die Familie Feist gehörte zu den angesehensten der Stadt und beteiligte sich bis 1933 intensiv am gesellschaftlichen Leben. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich die Situation schlagartig.

Die Familienmitglieder wurden aus allen Vereinen ausgeschlossen, Bekannte und Nachbarn mieden den Kontakt. In der Pogromnacht am 9.11.1938 stürmten Männer der SA ihr Haus und zerstörten die Einrichtung. Die Brüder Feist mussten das Werk weit unter Wert verkaufen und konnten noch rechtzeitig nach Lissabon fliehen. Das Unternehmen wurde unter dem Firmenzeichen Omega bis 2003 weitergeführt. Die Nachkommen der Familie leben noch heute in Portugal.

Nachzulesen auf einer Stele an der Ecke Birkenweiher/Bahnhofstraße.

Omega-Werk, vom Birkenweiher aus gesehenOmega-Werk, vom Birkenweiher aus gesehen

Abriss Omega-WerkAbriss Omega-Werk

Nachtrag 10.11.2013:

Revitalisierung einer innerstädtischen gewerblichen Brachfläche: Die Wirtschaftsförderungen Solingen GmbH & Co. KG und die Stadtentwicklungsplanung der Stadt Solingen führen hier den kontrollierten Rückbau des ehemaligen OMEGA-Werkes zur Revitalisierung der Gewerbebrache durch.Revitalisierung einer innerstädtischen gewerblichen Brachfläche: Die Wirtschaftsförderungen Solingen GmbH & Co. KG und die Stadtentwicklungsplanung der Stadt Solingen führen hier den kontrollierten Rückbau des ehemaligen OMEGA-Werkes zur Revitalisierung der Gewerbebrache durch.

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Kommentare

Kleine Ergänzung

1933-1935
Zuerst musste die Familie die Firma für nur 60 000 Reichsmark verkaufen. Das Geld kam auf ein Sperrkonto, später folgte die Enteignung. Die vier Söhne Joseph Feists emigrierten nach Schweden, Portugal und in die USA.

Solinger-Tageblatt vom 05.06.2010

der Familie Feist

wurde von der Familie Leineweber in dieser Zeit massiv geholfen.
Mein Großvater und meine Großmutter hatten da wohl noch irgendwie das Schlimmste verhindert.
Meine Großeltern und meine Mutter waren immer gern gesehene Gäste in Portugal.
Ebenso besuchten die Feists regelmässig zur Nürnberger Spielwarenmesse (sie hatten in Portugal einen Spielwarenhandel) unsere Familie in Solingen.

Gruss
Jens

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