Unwort

Unwort des Jahres 2011

Döner-Morde

Begründung: Mit Döner-Morde wurden von Polizei und Medien die von einer neonazistischen Terrorgruppe verübten Morde an zehn Menschen bezeichnet. Der Ausdruck steht prototypisch dafür, dass die politische
Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde: Die Unterstellung, die Motive der Morde seien im kriminellen Milieu von Schutzgeld- und/oder Drogengeschäften zu suchen, wurde mit dieser Bezeichnung gestützt. Damit hat Döner-Mord(e) über Jahre hinweg die Wahrnehmung vieler Menschen und gesellschaftlicher Institutionen in verhängnisvoller Weise beeinflusst. Im Jahre 2011 ist der rassistische Tenor des Ausdrucks in vollem Umfang deutlich geworden: Mit der sachlich unangemessenen, folkloristisch-stereotypen Etikettierung einer rechts-terroristischen Mordserie werden ganze Bevölkerungsgruppen ausgegrenzt und die Opfer selbst in höchstem Maße diskriminiert, indem sie aufgrund ihrer Herkunft auf ein Imbissgericht reduziert werden.

Weitere Unwörter für das Jahr 2011:

Gutmensch

Begründung: Mit dem Ausdruck Gutmensch wird insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des „guten Menschen“ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren. Ähnlich wie der meist ebenfalls in diffamierender Absicht gebrauchte Ausdruck Wutbürger widerspricht der abwertend verwendete Ausdruck Gutmensch Grundprinzipien der Demokratie, zu denen die notwendige Orientierung politischen Handelns an ethischen Prinzipien und das Ideal der Aushandlung gemeinsamer gesellschaftlicher Wertorientierungen in rationaler Diskussion gehören. Der Ausdruck wird zwar schon seit 20 Jahren in der hier gerügten Weise benutzt. Im Jahr 2011 ist er aber in unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Kontexten einflussreich geworden und hat somit sein Diffamierungspotential als Kampfbegriff gegen Andersdenkende verstärkt entfaltet.

Marktkonforme Demokratie

Begründung: Die Wortverbindung marktkonforme Demokratie steht für eine höchst unzulässige Relativierung des Prinzips, demzufolge Demokratie eine absolute Norm ist, die mit dem Anspruch von Konformität mit welcher Instanz auch immer unvereinbar ist. Sie geht zurück auf ein Statement Angela Merkels, wonach Wege zu finden seien, „wie die parlamentarische Mitbestimmung so gestaltet wird, dass sie trotzdem auch marktkonform ist.“ Auch wenn die Wortverbindung gegenwärtig meist kritisch verwendet wird, steht sie doch für eine bedenkliche Entwicklung der politischen Kultur.

Quelle: http://www.unwortdesjahres.net/

Der alternativlose Sturm

Genau vor vier Jahren vergnügte sich das Tief „Kyrill“ nicht nur in den Solinger Wäldern.

Was dem einen sein Unwetter ist, dass ist den anderen ihr Unwort des Jahres:

alternativlos

Windbruch in Glüder: Schäden durch "Kyrill"Windbruch in Glüder: Schäden durch "Kyrill"

Zur Erinnernung das Wort des Jahres:

Wutbürger

Ich würde noch die Phrasen: "Es kann doch nicht sein ..." und "... größer/länger/kleiner als erwartet" den Unwörtern hinzufügen.

Beispiel aus der gegenwärtigen Presse: "Die Müngstener Brücke bleibt erneut länger gesperrt als erwartet."

Alternativlose Entscheidung

Ich kann es langsam nicht mehr hören, den Spruch von der alternativlosen Entscheidung (uns ist nichts anderes eingefallen).

Muss mir die Fingernägel stutzen …

So trennt man sich von ...So trennt man sich von ...

DIE lokale Meldung von gestern: Solinger Sex-Steuer kann ohne komplizierten Verwaltungsakt kommen. Stadtrat darf selber Hand anlegen. Wieder 20 000 Euro mehr im Stadtsäckel?

„Notleidende Banken“

Zum 18. Mal wurde das "Unwort des Jahres" gewählt.

notleidende Banken: Unwort des Jahres 2008notleidende Banken: Unwort des Jahres 2008

Zum Unwort des Jahres 2008 ist die Formulierung „notleidende Banken“ gewählt worden. Sie stelle das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise rundweg auf den Kopf. Während die Volkswirtschaften in ärgste Bedrängnis geraten und die Steuerzahler Milliardenkredite mittragen müssen, werden die Banken mit ihrer Finanzpolitik, durch die die Krise verursacht wurde, zu Opfern stilisiert.

notleidende Banken

notleidende Banken

Unwort des Jahres 2008

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